Hochzeitsrituale aus 14 verschiedenen Kulturen 

Hochzeitsrituale

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“Zwei Herzen, die eins sind, reißen ein Gebirge nieder.” So lautet ein persisches Sprichwort. Die Liebe eint uns Menschen überall auf dieser Welt. Sie ist eines der stärksten Gefühle, zu denen wir in der Lage sind. Lieben sich zwei Menschen, dann wollen sie ihr Leben gemeinsam verbringen. Geheiratet wird überall auf dieser Erde. Doch wie man den Bund der Ehe feiert, ist unterschiedlich. Es ist spannend, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. Deshalb schauen wir uns heute die Hochzeitsrituale aus 14 fremden Kulturen an. Vielleicht finden Sie die ein oder andere Tradition so schön und inspirierend, dass Sie diese auf Ihrer eigenen Trauung einfließen lassen wollen? 

Hochzeitsrituale Polen: Die Braut muss den Eltern abgekauft werden 

Unser Nachbarland Polen bietet einige Hochzeitsrituale, die bei uns weitgehend unbekannt sind. Bevor es dort vor den Traualtar geht, holt der Bräutigam seine Zukünftige von deren Elternhaus ab. Das funktioniert aber nicht ohne Herausforderungen. Denn es warten normalerweise zwei Familienangehörige der Braut vor dem Haus und verlangen eine Bezahlung für die Frau. 

Zuerst versucht der Bräutigam die Verwandten mit gutem Wodka zur Herausgabe zu überreden. Doch in der Regel lassen sie sich damit nicht überzeugen. Es muss der Koffer mit den Geldscheinen geliefert werden, damit Bewegung in die Sache kommt. Während des Rituals sorgen Musiker für den passenden Sound. Erst, wenn die Eltern der Braut zustimmen, wird die Frau herausgerückt. 

Doch damit ist noch nicht genug. Die Nachbarn stellen sich auf der Fahrt zum Standesamt oder zur Kirche immer wieder in den Weg. Sie wollen ebenfalls mit Alkohol und Süßigkeiten bezahlt werden. 

Weitere Rituale auf polnischen Hochzeiten: 

  • Auf der Hochzeitsfeier werden dem Brautpaar zwei Gläser gereicht. In einem der Gefäße befindet sich Wasser, im anderen Wodka. Derjenige, der den Alkohol trinkt, hat in der Ehe die Hosen an. 
  • Die Hochzeitsfeier dauert die gesamte Nacht und bis zum nächsten Abend. 
  • Für den Heimweg wird jedem Gast ein Stück Hochzeitstorte mitgegeben. 

Schweden-Kultur & Hochzeitsrituale: Blumen, Kräuter und Gestank 

In den nordischen Ländern gibt es seit jeher spannende Bräuche und Traditionen, deshalb lohnt es sich auch die dortigen Hochzeitsrituale näher zu beleuchten. Wir pflücken uns Schweden als Paradepferd heraus. 

Blumen spielen dort eine wichtige Rolle und dürfen deshalb auch bei der Trauung nicht fehlen. Klassischerweise trägt die Braut einen Blumenkranz auf dem Haupt. Aber auch ihre Hand- und Fußgelenke werden mit Blüten verziert. Die blühende Pracht repräsentiert die Unschuld der Braut. 

Um das Brautpaar von alten Sünden zu reinigen, werden ihnen duftende Kräutersäckchen in die Kleidung genäht. Sie verbreiten einen lieblichen Geruch unter anderem nach Rosmarin. 

Dieser wird allerdings auf dem Weg zum Altar von einem anderen Aroma übertrumpft. Die Braut und auch ihre Brautjungfern tragen Blumensträuße, die absichtlich unangenehm riechen. Dadurch sollen böse Trolle abgeschreckt werden. 

Weitere schwedische Hochzeitsrituale: 

  • In den rechten Brautschuh wird eine Goldmünze des Vaters gelegt, in den linken Schuh eine Silbermünze der Brautmutter. Dadurch sollen Zufriedenheit und Glück in der Ehe herrschen. 
  • Ist der Bräutigam besonders anziehend und attraktiv, dann dürfen die anwesenden Frauen ihn küssen, wenn die Braut nicht im Raum ist. 
  • Ein Trinkspruch-Zeremonienmeister wird vor der Hochzeit ausgewählt. Er stellt eine bunte Auswahl an Trinksprüchen zusammen, die während des Festes zum Besten gegeben werden. Kein Wunder, dass es bei schwedischen Hochzeiten immer feuchtfröhlich zugeht. 

Italien: Die Suppe wird gemeinsam ausgelöffelt 

Hochzeit Italien

La Dolce Vita – das süße Leben – gilt in Italien nicht nur als Devise für den Alltag, sondern natürlich auch für die Hochzeiten. Deshalb werden dort typischerweise gezuckerte Mandeln an die Gäste verteilt. Sie reflektieren das bittersüße Leben. Auch das gemeinsame Honigessen im Hause der Brauteltern darf nicht fehlen. Es steigert die Vorfreude auf die süßen Stunden nach der Feier. Vor dem zuckrigen Genuss müssen Braut und Bräutigam allerdings zusammen einen Teller Suppe auslöffeln. Er steht stellvertretend für den gemeinsamen Lebensweg. 

Generell spielt bei italienischen Hochzeiten die Verpflegung eine dominante Rolle. Es werden auf dem Fest neben Pasta und anderen Beilagen primär hochwertige Fleisch- und Fischspezialitäten serviert. Fließt dazu noch ausreichend Wein, dauert die Hochzeitsfeier durchaus auch bis in die frühen Morgenstunden. 

Weitere Rituale auf italienischen Hochzeiten: 

  • Am Tag vor der Hochzeit kleidet sich die Braut in Grün. Die Farbe symbolisiert die Fruchtbarkeit. 
  • Wird der Schleier der Braut zerrissen, bringt das Glück. Die Gäste sollten sich vorher das Einverständnis der Frau einholen. 
  • An Dienstagen und Freitagen wird in Italien nur ungern geheiratet. Diese Tage stehen für Unglück in der Ehe.  

Hochzeitsrituale in der Türkei: 3 Tage ausgelassen feiern 

Die türkische Hochzeit ist ausufernd, pompös und kann bis zu drei Tage dauern. Sie beginnt einen Tag vor der eigentlichen Trauung. Dann findet der Henna-Abend statt. Dabei werden die Hände der zukünftigen Ehefrau von den weiblichen Verwandten und Freundinnen kunstvoll verziert. Die Braut hat die Möglichkeit, sich von ihrer Familie ausgiebig zu verabschieden, dafür wird am Henna-Abend normalerweise extra ein großer Saal angemietet. Der Bräutigam darf bei der Gelegenheit zwar einen Besuch abstatten, dieser sollte allerdings nur kurz ausfallen. 

Am Hochzeitstag fährt ein schickes Auto des Vaters des Bräutigams bei den Brauteltern vor. Die Braut wird abgeholt. Das Fahrzeug bringt die zukünftige Ehefrau entweder in das Elternhaus des Bräutigams oder in eine Moschee. An einem dieser Orte wird die traditionelle islamische Trauung vollzogen. Tags darauf findet dann der Termin auf dem Standesamt statt. 

Auf der Hochzeitsfeier sind normalerweise sehr viele Gäste zugegen. Feste mit 300 bis 1000 Eingeladenen sind keine Seltenheit. Neben traditioneller Flöten- und Trommelmusik werden auch die aktuellen Hits zum Besten gegeben. 

Weitere Rituale auf türkischen Hochzeiten: 

  • Die Braut trägt ein rotes Band um die Taille, was Liebe, Schönheit und Fruchtbarkeit repräsentieren soll. 
  • Die Geschenke für Braut und Bräutigam werden getrennt überreicht, wobei die Ehefrau Gold und Geld erhält, um finanziell abgesichert zu sein. 
  • Die Wohnung der Brautleute wird mit religiöser Symbolik (Spiegel, Kerze, Reis und Zucker) sowie einem Koran ausgestattet. 

Vietnam: Der Respekt der Familie muss verdient werden 

Hochzeit Vietnam

Eine vietnamesische Hochzeit beginnt bereits vor der Vermählung. Denn in dem südostasiatischen Land zählen Respekt und Familie enorm viel. Deshalb ist es wichtig, dass die Eltern dem Bund der Ehe zustimmen. 

Im Rahmen von Le An Hoi (Verlobungsfeier) stattet die Familie des Bräutigams den Brauteltern einen Besuch ab. Dort wird die Erlaubnis zur Hochzeit eingeholt. Um die Eltern der Braut gnädig zu stimmen, bringen der Bräutigam und seine Vertreter viele Geschenke mit. Neben Geld werden etwa auch Obst, Kuchen, Zigaretten und Betel überreicht. Wenn die Familie der Braut die Geschenke annimmt, kann die Hochzeit geplant werden. 

Am eigentlichen Hochzeitstag erscheint der Bräutigam erneut mit seiner Familie im Elternhaus der Braut und erbittet final das Einverständnis zur Trauung. Nach der Erlaubnis und einem gemeinsamen Gebet steht der Hochzeit nichts mehr im Weg. 

Bei der eigentlichen Trauung finden sich Frau und Mann vor dem Altar ein. Dort knien und beten sie. Sie rufen ihre Vorfahren an. Von diesen erbitten sie sich den Segen für die Verbindung. Anschließend bedankt sich das Brautpaar bei den Eltern. Ist das passiert, dann verbeugen sich die Brautleute voreinander. Sie zollen sich gegenseitigen Respekt und auch Dankbarkeit. Der Zeremonienmeister ist nun an der Reihe, das Paar zu belehren. Er rät Braut und Bräutigam dazu, gemeinsam eine Familie zu gründen. Auch die Eltern dürfen ihren Rat und wichtige Erfahrungen mit den Brautleuten teilen. Außerdem sollen sie die Verbindung segnen. Am Ende des Rituals steht der Ringtausch. Damit ist die Ehe offiziell geschlossen. 

Große Feiern gehören zum guten Ton

Die Vietnamesen heiraten groß. Es ist keine Seltenheit, dass mehrere Hundert Menschen auf einer Trauungsfeier zugegen sind. Für das Brautpaar ist die Heirat anstrengend. Denn unzählige Dinge sind zu erledigen. Vom Fototermin über das Anstoßen bis zu Karaoke ist alles vorhanden. 

  • Die Vietnamesen glauben, dass manche Tage besonders gut für Hochzeiten oder Verlobungen geeignet sind. Sie wählen deshalb die Tage für eine Vermählung sorgfältig aus. 
  • Häufig werden Wahrsager befragt, bevor ein Paar heiratet. 
  • In der Nacht vor der Hochzeit kämmt die Brautmutter das Haar der Braut mit verschiedenen Kämmen. Jeder trägt eine andere Bedeutung. Am wichtigsten ist der 3. Kamm, der für Glück und Zufriedenheit in der Ehe steht. 

Indien: Henna und geschmückte Elefanten 

Spätestens seit die Bollywood-Filme in Europa eine große Anhängerschaft besitzen, sind indische Hochzeiten hierzulande bekannt. Die Feste sind rauschend, bunt, laut und dauern mehrere Tage. 

Rituale vor der Hochzeit

In Indien ist die arrangierte Ehe immer noch gesellschaftsfähig. Dabei suchen die Eltern die zukünftigen Ehepartner ihrer Kinder aus. Bei der Heirat wird die Verbindung besiegelt. Eine indische Hochzeit läuft vollkommen anders ab als die Vermählung in Deutschland. Es gibt verschiedene Segnungen, Gebete und Rituale. Bereits vor der Hochzeit finden spannende Traditionen statt. So überreichen die Verlobten die Hochzeitseinladungen allen Gästen persönlich. Das wäre bei einer durchschnittlichen deutschen Hochzeit mit rund 50 Gästen schon eine Herausforderung. Allerdings sind bei einer typischen indischen Trauung um die 300 bis 1.000 Personen eingeladen. Um die schiere Menge der zu übergebenden Einladungen zu bewerkstelligen, unterstützen häufig die Geschwister der zukünftigen Eheleute. 

Am Hochzeitstag

Am Tag der Hochzeit reitet der Ehemann klassischerweise auf einem geschmückten Pferd oder Elefanten zur Trauungslocation. Nachdem er von der Brautmutter und dem Priester in Empfang genommen wurde, kommt es zur Lichtsegnung aller Gäste. Erst im Anschluss schreitet der zukünftige Gatte zum Altar. Nach einem Gebet wird die Braut dem Bräutigam übergeben und in seine Familie aufgenommen. Wenn auch der zukünftige Ehemann seine Gattin akzeptiert, wird dem Feuergott gehuldigt. 

Dem Feuer bringt man verschiedene Opfer. Um die Hochzeit zu legalisieren, braucht es sieben Schwüre. Das Ehepaar spricht: 

“Mag Gott uns führen, damit wir unseren Haushalt versorgen und schützen; physische und mentale Kraft entwickeln; gerechten Wohlstand erreichen; Zufriedenheit, gegenseitige Liebe und Respekt finden; gesunde und gute Kinder haben; Selbstbeherrschung und langes Leben erlangen; ehrliche, loyale und lebenslange Gefährten füreinander sein werden.” 

Weitere indische Hochzeitsrituale: 

  • Am Tag vor der Hochzeit findet die Mehendi-Zeremonie statt. Dabei werden die Hände und Füße der Braut sorgfältig und kunstvoll mit Henna bemalt. Die Prozedur dauert mehrere Stunden. Es heißt, je dunkler das Muster auf der Haut ausfällt, desto intensiver liebt der zukünftige Ehemann seine Frau. 
  • Das wichtige Reinigungsritual findet ebenfalls am Vortag der Hochzeit statt. Für den Anlass wird eine Paste aus Sandelholz, Kurkuma, Öl und Milch hergestellt. Sie wird auf die Haut von Braut und Bräutigam aufgetragen. Das Mittel besitzt nicht nur eine gute Wirkung gegen Hautunreinheiten, sondern sorgt auch für einen strahlenden, goldenen Teint. 

Japan: Hochzeitsrituale im Kimono 

Japanische Hochzeit

Der traditionelle Volksglaube in Japan ist die Shinto-Religion. Deshalb heiraten auch heute noch die meisten Paare nach den damit verbundenen Traditionen. Die Zeremonie findet im kleinsten Familienkreis statt. Dazu gruppieren sich die Brautleute und deren Verwandte um einen bestimmten Schrein. Dort erhalten Braut und Bräutigam den priesterlichen Segen. Zuvor leistet der Gatte allerdings einen Eid, dass er ein treuer und fürsorgender Ehemann sein wird. Während die Zeremonie privat und intim ausfällt, feiert man im Anschluss ausgedehnt und rauschend. 

Weitere Rituale einer japanischen Hochzeit: 

  • Das Paar trägt einen typischen Kimono. 
  • Es wird ein Kami-Zweig des heiligen Baumes Sakiki geopfert.  
  • Gemeinsames Sake Trinken gehört zum Trauungszeremoniell. 

Russland: Küssen auf Zuruf 

Wer auf eine russische Hochzeit geladen wird, dem wird der Ablauf bekannt vorkommen. Denn russische und deutsche Trauungen unterscheiden sich nicht so sehr. Bei einer russischen Heirat werden Rituale gepflegt, die auch hierzulande zelebriert werden. Dazu gehört unter anderem das Brautstehlen. 

Aber es gibt auch Traditionen, die in Deutschland weitestgehend unbekannt sind. Dazu gehört unter anderem das Freikaufen der Braut. Der russische Bräutigam muss vor dem Standesamt seine Zukünftige von ihrem Elternhaus abholen. Dort wird er von der Braut und ihrer Familie empfangen. Die Eltern und Angehörigen rücken die Frau nur heraus, wenn der Verlobte sie auslöst. Früher war dafür Geld notwendig. Heute reicht es aus, wenn der Bräutigam verschiedene lustige Aufgaben zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt. 

Nach der Trauung geht es zur Feier. Am Festsaal empfangen die Eltern das Brautpaar. Sie haben Brot und Salz bei sich. Die Partner brechen Brot ab und tauchen es in das Salz. Nun verköstigen sie einander. Damit wird dem Ehegatten hoffentlich ein letztes Mal das Leben versalzen. Zukünftig soll es jetzt keinen Streit mehr geben. Übrigens, wer das größere Stück Brot abbeißt, der hat in der Ehe ab sofort die Hosen an – so lautet zumindest die Annahme. 

Weitere russische Hochzeitsrituale: 

  • Immer wenn der Gork-Ruf auf der Feier erschallt, müssen Braut und Bräutigam sich küssen. 
  • Die Trauzeugen müssen auf den Brautschuh aufpassen. Wird er gestohlen, muss er von den Dieben zurückgekauft werden. 
  • Um Mitternacht entfernen die Brautmutter oder die Patentante in festlicher Runde den Schleier der Braut. Damit ist die Frau offiziell Ehepartnerin. Früher verließen die Hochzeitspaare danach die Feier. Heute wird oft noch stundenlang weitergetanzt. 

China: das rote Hochzeitskleid 

Bis heute ist es in China so, dass die meisten Eheleute erst nach der Hochzeit zusammenziehen. Deshalb ist es auch eine Tradition, dass der Bräutigam am Tag der Trauung zum Haus der Braut fährt. Dort möchte er seine Zukünftige abholen.  

Das geht allerdings nicht so ohne Weiteres. Zunächst ist er verpflichtet, die Frau auszulösen, indem er Geld überreicht oder unter der Tür hindurchschiebt. Wird ihm die Braut dann zugesichert, muss erst der zweite Schuh seiner Zukünftigen gefunden werden. Denn typischerweise verstecken ihre Freunde den Pump. Ist der Schuh gefunden, fahren die Brautleute zum Haus des Bräutigams. Denn auch die Verlobte muss sich beweisen. Sie bereitet den Schwiegereltern möglichst guten Tee zu und serviert ihn formvollendet. Hat das funktioniert, dürfen die Verliebten heiraten.  

Weitere chinesische Hochzeitsrituale: 

  • Das traditionelle Hochzeitskleid Qipao ist in der Farbe Rot gehalten. Denn Rot symbolisiert Glück. 
  • Die Zahl Acht steht ebenfalls für Glück. Deshalb ist es ein Ritual, dass neben dem Hauptgericht auch acht warme und acht kalte Speisen serviert werden. 
  • Das Brautpaar darf erst essen, wenn es zuvor mit allen Gästen angestoßen hat. 

Hochzeitsrituale USA: Etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes, etwas Blaues 

Viele Rituale der amerikanischen Hochzeiten sind auch bei uns übernommen worden oder aus Hollywood-Filmen bekannt. Deshalb erscheinen sie uns gewohnt und weniger spektakulär. Was wir hierzulande allerdings nicht praktizieren ist, dass die Braut bei der Vermählung etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues trägt.  

Das bringt dem amerikanischen Aberglauben nach Glück für die Ehe. Die vier Elemente besitzen zudem eine gewisse Symbolkraft. Etwas Altes steht für die Familie und Freunde. Das Neue verwendet man stellvertretend für das Brautpaar. Etwas Geliehenes kommt in der Regel in Form eines Schleiers, Täschchens oder Stofftaschentuchs von der Brautmutter oder einer Tante. Das Blaue dient als Motiv für die Reinheit und Jungfräulichkeit der Braut. 

Weitere Hochzeitsrituale auf einer US-amerikanischen Trauung: 

  • Vor der Braut schreiten die Brautjungfern zum Altar. 
  • Der Bräutigam darf die Braut vor der Hochzeit nicht im Hochzeitskleid sehen, denn das bringt Unglück. 
  • Amerikanische Ehepaare fahren traditionell direkt nach der Hochzeit in den Honeymoon. 

Jüdische Hochzeit und die Hochzeitsrituale

Jüdische Hochzeit

Eine jüdische Hochzeit kann überall vollzogen werden. Natürlich bietet sich eine Synagoge dafür an, aber selbst unter freiem Himmel dürfen Juden heiraten. Denn dort kann der Segen Gottes ohne Hindernis empfangen werden. 

Für eine Hochzeit im Freien baut man dann lediglich die Chuppa auf. Dabei handelt es sich um einen kleinen Baldachin, der auf Pfählen steht. Unter der Chuppa stellen sich die Brautleute auf. Der Rabbiner tritt ebenfalls hinzu. Er spricht sieben Segenssprüche. Außerdem wird der Ehevertrag verlesen. An bestimmten Stellen der Zeremonie muss das Brautpaar einen Schluck Wein trinken. Am Ende zertritt der Bräutigam das Glas. 

Eine jüdische Hochzeit endet traditionell in einem rauschenden Fest mit Musik, Gesang und Tanz. Dabei hört man immer wieder den Ruf “Masel Tow!”, was auf Deutsch “Viel Glück” bedeutet. 

Weitere jüdische Hochzeitsrituale: 

  • Die Chuppa steht sinnbildlich für ein neues, gemeinsames Dach. 
  • Viele Juden heiraten an einem Dienstag. Denn an diesem Schöpfungstag “sah Gott, dass es gut war”. 
  • Bei orthodoxen Juden heiraten Braut und Bräutigam in der Farbe Weiß. 

Afrika: Ein Erdteil voller spannender Hochzeitsrituale 

Afrikanische Hochzeit

Afrika ist ein ganzer Kontinent, der sich aus aktuell 54 anerkannten Staaten zusammensetzt. Innerhalb dieser Länder und über verschiedene Grenzen hinaus existieren zudem Stämme, mit eigenen Regeln und Kulturen. Deshalb ist es unmöglich, ein typisches afrikanisches Ritual zu nennen. Doch es ist interessant, sich einige der Traditionen aus verschiedenen afrikanischen Ländern anzusehen. 

  • In Botswana übergibt der Bräutigam normalerweise acht Kühe an die Familie der Braut. 
  • In Äquatorialguinea ziehen die Brautleute nach der Hochzeit typischerweise zur Familie des Mannes. Dort bleiben sie so lange, bis sie finanziell auf eigenen Beinen stehen können. 
  • Im Kongo verhandeln die Familie des Bräutigams und der Braut über die Mitgift. Dabei ist der zukünftige Ehemann zwar anwesend, er darf aber nicht sprechen. 
  • Bei den Suaheli legen sich teilweise weibliche Verwandte in der Hochzeitsnacht unter das Bett. Sie sollen bezeugen, dass der Akt vollzogen wurde. 
  • In vielen afrikanischen Kulturen springen die Eheleute über einen Besen. Diese Tradition ist noch aus Zeiten der Sklaverei übrig geblieben. Damals war es vielen Menschen untersagt, zu heiraten. Durch den Sprung über den Besen wurde inoffiziell dennoch der Bund der Ehe geschlossen. 
  • In einem Stamm in Simbabwe entscheidet die Braut, wann sie bereit für die Ehe ist. Nachdem sie den Entschluss gefasst hat, geht sie nachts zusammen mit weiblichen Verwandten zum Haus ihres zukünftigen Ehemannes. Mit der Hochzeitsnacht startet die Ehe. Das Ritual entstand, um die neue Familie der Braut darauf zu testen, wie souverän sie mit Notsituationen umgeht. 

Kolumbien: Der Brautvater spielt eine große Rolle 

In Kolumbien ist es essenziell, dass auch heute der Bräutigam noch bei den Eltern der Braut um die Hand der Frau anhält. Die Familie spielt eine wichtige Rolle und muss respektiert werden. 

Willigen die Brauteltern in die Verbindung ein, dann steht der Verlobung nichts mehr im Weg. Zu dem Fest werden Angehörige und Freunde der zukünftigen Eheleute eingeladen. Die Familien der Verlobten versichern sich bei diesem Anlass, dass sie eine lebenslange Verbindung eingehen. Bei der Verlobungsfeier überreichen die Gäste traditionell viele Geschenke für den gemeinsamen Hausstand des Paares. 

Vor der eigentlichen Hochzeit dürfen die Ehepartner ihre letzte Nacht als Ledige feiern. Dazu geht es für die Braut gemeinsam mit ihren Brautjungfern auf die Piste. Der Gatte verbringt eine rauschende Nacht mit den Trauzeugen, Kollegen und Freunden. Viele Kolumbianer zieht es zum Junggesellen-Abschied an die Küste. 

Die kolumbianische Hochzeit zeichnet sich durch viele Elemente aus, die auch in Europa bekannt sind. So trägt die Braut normalerweise ein weißes Kleid. Ihr Vater führt sie zum Altar und übergibt sie dem Bräutigam. Religion spielt eine große Rolle, weshalb die Ehepaare meistens eine kirchliche Hochzeit abhalten. Unter Umständen erkennen die Behörden sogar die religiöse Eheschließung rechtlich an. 

Nachdem der Bund der Ehe geschlossen wurde, überhäufen die Gäste das Brautpaar mit Rosenblättern. Die anschließende Feier findet mit mehreren hunderten Freunden und Bekannten statt. 

Weitere kolumbianische Hochzeitsrituale: 

  • Klassischerweise arrangiert der Vater der Braut die Hochzeit. Gleichzeitig trägt er auch die Hälfte der Ausgaben. 
  • Zur Hora Loca “der verrückten Stunde” um Mitternacht werfen sich die Hochzeitsgäste in traditionelle Masken. Auch Hüte tragen die Kolumbianer, wenn die typischen Tanzspiele durchgeführt werden. Dazu darf eine gehörige Menge an Feuerwasser fließen. 
  • Die Hochzeiten dauern in Kolumbien oftmals die gesamte Nacht. Erst wenn der Brautvater in den frühen Morgenstunden “Schluss” sagt, ist die Feier vorbei. 

Brasilien: Hochzeitsrituale mit Sand

Bei einer brasilianischen Hochzeit geht es hoch her. Nicht selten kommen 200 Gäste oder mehr. Im Schnitt geben die Paare im Land des Karnevals, Samba und Fußballs 10.000 EUR für die eigene Vermählung aus. Damit das Fest ganz nach den Vorstellungen der Verlobten abläuft, braucht es unter anderem die Trauzeugen. Sowohl die Braut als auch der Bräutigam wählen dazu mehrere Freunde aus.  

Brasilianische Trauzeugen erhalten spezielle Hochzeitseinladungen. Denn ihre Aufgabe ist es nicht nur, den Bund der Ehe zu bezeugen, sondern auch bei der Organisation der Vermählung ordentlich zu unterstützen. Sie sind zudem dafür verantwortlich, die Junggesellenabschiede für die zukünftigen Eheleute zu organisieren. Bei der Trauung stehen sie neben dem Brautpaar vor dem Altar. 

Mittlerweile ist es auch in Brasilien ein Ritual, dass die Braut etwas Altes, etwas Neues, etwas Geliehenes und etwas Blaues trägt, wenn sie ehelicht. Als Symbol für etwas Altes wird gerne ein Familienschmuckstück verwendet. Es stellt die Verbundenheit der Braut mit der Familie unter Beweis.  

Folgende bedeutungsschwangere Utensilien nutzen die Brasilianer ebenfalls gerne

  • Neue Schuhe: Glückliche Verbindung der Eheleute 
  • Geliehene Ohrringe: Gute und anhaltende Beziehung zu Freunden 
  • Blaues Strumpfband: Treue innerhalb der Ehe 

Während der Zeremonie gehört das Sandritual in vielen Gegenden Brasiliens zum guten Ton. Dabei halten die Brautleute je ein Gefäß mit Sand in den Händen. Der Sand hat jeweils eine andere Farbe. Anschließend schüttet jeder seinen Sand in ein gemeinsames Gefäß. Falls bereits Kinder vorhanden sind, können diese ebenfalls einen andersfarbigen Sand dazugeben. Diese Tradition zelebrieren die Menschen vor allem an der Küste. Dort ist genug des notwendigen Materials an den Stränden verfügbar.  

Ist die Ehe geschlossen, dann verlassen die Eheleute die Kirche. Draußen warten bereits Freunde und Verwandte. Sie bewerfen die Braut und den Bräutigam mit Reis. Das soll Glück, Liebe und Erfolg bringen. Bei modernen Hochzeiten wird dieses Ritual abgewandelt. Es regnet dann keinen Reis, sondern Blütenblätter oder Konfetti auf das Paar. 

Weitere brasilianische Hochzeitsrituale

  • Manche Bräute lassen sich die Vornamen ihrer unverheirateten Freundinnen in den Saum des Hochzeitskleides sticken. 
  • Die Brauteltern stehen bei brasilianischen Hochzeiten neben dem Brautpaar am Altar. 
  • Brasilianische Ehepaare sammeln auf ihrer Hochzeitsfeier das notwendige Geld für die Flitterwochen ein. Dafür opfert der Ehemann gerne seine Krawatte. Stück für Stück schneidet er sie ab und verkauft die Teile den edlen Spendern. 

Dieser Beitrag zeigt, dass es überall auf der Welt schöne und beeindruckende Hochzeitsrituale gibt. Wichtig ist, dass sich das Brautpaar mit einer traditionellen Hochzeit wohlfühlt. Falls eine typisch deutsche Heirat für Sie eher nicht infrage kommt, dürfen auch Elemente aus anderen Ländern die Hochzeitsplanung einfließen. Denn jeder sollte so ehelichen, wie er persönlich es schön findet. 

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