Allerheiligen: Bedeutungen und Traditionen

Allerheiligen

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Allerheiligen ist ein Fest der Katholischen Kirche. Es handelt sich um einen hohen Ehrentag, der mit den Verstorbenen in Zusammenhang steht. Der religiöse Feiertag spielt schon jahrhundertelang eine gewichtige Rolle und wird auch heute noch in vielen Regionen zelebriert. Welche Bedeutungen und Traditionen hinter Allerheiligen stecken, erfahren Sie auf dieser Seite.  

Was ist Allerheiligen?  

Allerheiligen, Kerzen in der Kirche

Bei Allerheiligen handelt es sich um ein christliches Fest. Der lateinische Name dafür lautet Sollemnitas Omnium Sanctorum oder Festum Omnium Sanctorum. Dabei wird allen Mitgliedern der Kirche gedacht, die bereits verstorben sind.  

Je nach kirchlicher Ausrichtung wird der Tag an unterschiedlichen Daten begangen.  

  • In der römisch-katholischen Kirche fällt Allerheiligen immer auf den 1. November. 
  • Dagegen gedenkt die orthodoxe Kirche am 1. Sonntag nach Pfingsten ihren Verblichenen.  
  • Obwohl die Evangelische Kirche eigentlich die Heiligenverehrung ablehnt, gib es dort am 1. November den Gedenktag der Heiligen.  
  • Manche christlichen Glaubensgemeinschaften nutzen andere Tage im November, um der Heiligen zu erinnern.  

Egal, an welchem Tag man Allerheiligen feiert, es wird dabei nicht nur den Heiligen gedacht. Auch wenn der Name des Feiertages darauf schließen ließe. Nein, der hohe Ehrentag wird auch dazu genutzt, allen Menschen, die ein Leben nach dem christlichen Glauben geführt haben, zu gedenken.  

Wie ist der Feiertag entstanden? 

Allerheiligen: Heiligenfiguren in Stein

In den ersten Jahren und Jahrhunderten des Christentums wurden den Heiligen einzeln gedacht. Da allerdings im Laufe der Geschichte immer mehr Menschen heiliggesprochen wurden, nahm die Verehrung enorme Ausmaße an. Es gestaltete sich zeitlich schwierig, den Toten individuell zu erinnern. Deshalb wurden bereits im antiken Christentum bestimmte Jahrestage zum Gedenken aller Heiligen eingeführt.  

Die Ostkirche begeht seit dem 4. Jahrhundert am 1. Sonntag nach Pfingsten den Herrentag aller Heiligen.  

Die erste jährliche Heiligenverehrung in der Westkirche rief Papst Bonifatius ins Leben. Er weihte Anfang des 7. Jahrhunderts nach Christus das römische Pantheon der heiligen Jungfrau Maria sowie sämtlichen Märtyrern. Im Zuge dessen führte man am Freitag nach Ostern ein jährliches Gedenkfest ein.  

Dass die katholische Kirche mittlerweile am 1. November Allerheiligen feiert, ist unter anderem Papst Gregor III. zu verdanken. Nachdem er die Basilika St. Peter allen Heiligen gewidmet hatte, legte er gleichzeitig einen entsprechenden Feiertag auf den 1. November. Dieser Feiertag galt allerdings nur im Stadtbereich Roms.  

Es ist schließlich verschiedenen Einflüssen geschuldet, dass sich der 1. November als Allerheiligen-Feiertag von Rom über die gesamte Westkirche verbreitete. Zunächst einmal legten die irischen Christen den Allerheiligen-Tag ebenfalls auf den 1. November. Das passte für sie traditionell optimal, weil am selben Tag ohnehin das keltische Jahr und außerdem der Winter beginnen. 

Über das angelsächsische Königreich Northumbrien trugen Missionare dann das Allerheiligenfest am 1. November über das gesamte Reich der Westkirche hinaus.  

Im Jahr 835 beschloss Papst Gregor IV. offiziell, dass die Westkirche am 1. November jeden Jahres Allerheiligen feiert. Dabei hegte das Kirchenoberhaupt allerdings einen Hintergedanken. Denn Anfang November war die Ernte bereits eingefahren, dadurch konnten reichlich Leckereien zu dem Fest aufgetischt werden.  

Während vorher der Bezug zum Sterben und Auferstehen an Ostern gegeben war, nahm man sich jetzt die sterbende Natur im Herbst als Motiv für den Feiertag der verstorbenen Christen.  

Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem christlichen Feiertag und Halloween? 

Halloween background with scary pumpkins in dark forest. 3D rendering

Halloween wird am Vorabend von Allerheiligen gefeiert. Was bis vor wenigen Jahrzehnten nur aus dem US-Fernsehen bekannt war, ist jetzt auch ein Trend in Deutschland. Gruselig verkleidete Kinder und Erwachsene ziehen am 31. Oktober von Haus zu Haus, um Süßes oder Saures zu fordern.  

Aber der Halloween-Brauch stammt ursprünglich nicht aus den USA. Es wird davon ausgegangen, dass ihn irische Einwanderer im 19. Jahrhundert aus ihrer Heimat mitgebracht haben.  

Zuvor hatten wir bereits erwähnt, dass Irland eine wichtige Rolle bei der Datumslegung von Allerheiligen auf den 1. November spielte.  

In der keltischen Welt zelebrierte man früher in der Nacht vom 31.10. auf den 1.11. das Fest Samhain. Es markierte den Beginn des neuen Jahres. Gleichzeitig glaubte man, dass in dieser Nacht der Vorhang zwischen der Welt der Toten und Lebendigen äußert dünn sei. Durch das Verkleiden sowie imposante Feuer wollte man böse Geister vertreiben. Zudem legte man Opfergaben vor die Haustüren, um das Böse zu besänftigen.  

Es ist nicht klar bestätigt, dass Halloween und in der Folge auch Allerheiligen einen Bezug zur keltischen Tradition haben. Aber ganz von der Hand weisen lässt sich dieser Verdacht auch nicht. Stellt sich nur die Frage, wieso die Iren bzw. Kelten einen so großen Einfluss auf das Weltgeschehen sowie die Westkirche gehabt hätten.  

Was sind die Unterschiede und Überschneidungen von Allerheiligen und Allerseelen? 

Kreuz in der Natur

Ein weiterer Feiertag, der in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit Halloween und Allerheiligen steht, ist Allerseelen. Dieser Tag wird jährlich am 2. November begangen. Seinen Ursprung hat Allerseelen im 10. Jahrhundert. Damals wurde der im Kloster Cluny unter Abt Odilo jeden 2. November ein Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen abgehalten.  

Bei Cluny handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Benediktiner-Abtei. Das Kloster galt im Mittelalter als eines der mächtigsten kirchlichen Zentren. Von dort aus verbreiteten sich zahlreiche wichtige Reformen. Außerdem zählte Cluny zeitweise zu den größten Gotteshäusern des gesamten Christentums. Somit hatte es einiges an Gewicht, wenn von dort Neuerungen kamen. 

Der entscheidende Unterschied zwischen Allerheiligen und Allerseelen ist: 

  • Allerheiligen: Gedenktag aller Heiligen sowie den Seelen von ehrfürchtigen, christlichen Verstorbenen 
  • Allerseelen: Gedenktag aller Verstorbener, auch wenn diese bisher nicht in die Gemeinschaft Gottes eingegangen sind.  

An Allerseelen sprechen die Gläubigen ebenfalls Gebete für die Toten, die sich derzeit noch im Fegefeuer befinden. Die Angehörigen postieren Seelenlichter auf den Grabstätten.  

Durch den inhaltlichen und auch zeitlichen Zusammenhang von Allerheiligen und Allerseelen begeht die römisch-katholische Kirche die beiden Tage als eine Art Doppelfest. Dagegen gedenken die Protestanten ihren Verstorbenen erst am Totensonntag, der jährlich Ende November stattfindet.  

Gilt Allerheiligen als gesetzlicher Feiertag? 

Allerheiligen ist in manchen deutschen Bundesländern tatsächlich ein gesetzlicher Feiertag. Dazu zählen: 

  • Baden-Württemberg 
  • Bayern 
  • Nordrhein-Westfalen 
  • Rheinland-Pfalz 
  • Saarland 

Es ist verständlich, dass genau die erwähnten Bundesländer Allerheiligen zu einem offiziellen Feiertag auserkoren haben. Denn dort hat sich ein Großteil der Bevölkerung dem katholischen Glauben verschrieben. Das Saarland ist sogar das einzige Bundesland, in dem mehr als 50 Prozent der Einwohner katholisch sind.  

In den Regionen, in denen Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag ist, gelten am 1. November besondere Regeln. Es herrschte in Musik- und Tanzverbot. Wie das genau aussieht, wird individuell gehandhabt.  

  • Baden-Württemberg: wochentags 3 bis 24 Uhr, ansonsten 5 bis 24 Uhr 
  • Bayern: ganztägiges Verbot 
  • NRW: 5 Uhr bis 18 Uhr 
  • Rheinland-Pfalz: 4 Uhr bis 24 Uhr  
  • Saarland: 4 Uhr bis 24 Uhr 

Wie wird Allerheiligen gefeiert? 

Allerheiligen

Traditionell besuchen die Angehörigen der Verstorbenen an Allerheiligen einen Gottesdienst. Anschließend begibt sich die christliche Gemeinde normalerweise auf die Gräber. Dort werden Kerzen bzw. Grablichter entfacht. Die Menschen beten für die Verstorbenen. 

Es existieren einige typische Traditionen, die mit Allerheiligen einhergehen: 

  • Segnung der Gräber: Die Gräbersegnung ist ein Sakrament der katholischen Kirche. Ein Priester oder Diakon segnet am 1. November die Grabstätten auf dem Friedhof. Dazu zieht er häufig in einer Prozession über den Gottesacker. Er besprengt die Gräber mit Weihwasser. Teilweise wird auch mit Weihrauch gearbeitet.  
  • Ewiges Licht: Traditionell werden an Allerheiligen und Allerseelen Grablichter entzündet. Sie sollen die Anwesenheit Gottes genauso wie eine Erinnerung an den Verstorbenen symbolisieren.  
  • Grabschmuck: In vielen Regionen bieten selbst die Supermärkte und Discounter vor Allerheiligen den entsprechenden Grabschmuck an. Die Bevölkerung schmückt zu dem Ehrenfest normalerweise die Gräber aufwendig. Oftmals kommen auch Tannenzweige zum Einsatz. Man legt sie auf die Erdgräber. Das hat zum einen den Sinn, die vorhandene Grabbepflanzung vor Frost zu schützen. Gleichzeitig symbolisiert die grüne Farbe der Tannennadeln aber auch Hoffnung und das ewige Leben.  

Speziell im Alpenraum entwickelte sich zudem ein Gaumenschmaus als Allerheiligen-Tradition. Dort fertigen die Gläubigen Gebäckteile aus fluffigem, süßem Hefeteig an. Je nach Region sehen die Leckereien etwas anders aus und tragen auch unterschiedliche Namen: 

  • Allerheiligenzopf 
  • Gildebrot 
  • Allerheiligenstriezel 
  • Allerheiligenwecken 
  • Seelenzopf 

Häufig flechten die Menschen einen Zopf aus Teig-Strängen, der nach dem Backen mit Zucker oder Streuseln verziert wird.  

In Bayern und dem benachbarten Österreich bekommen Tauf- und Firmpaten das Allerheiligengebäck geschenkt.  

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