Sternenkinder: würdevoller Abschied von Schmetterlingsbabys

Sternenkinder

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Der schwerste Verlust, der Menschen widerfahren kann, ist der Tod des eigenen Kindes. Es ist schlichtweg nicht der gewohnte Lauf des Lebens, dass Kinder vor ihren Eltern sterben. Dennoch kommt es vor. Stirbt ein Baby kurz vor, während oder nach der Entbindung, nennt man sie Schmetterlings- oder Sternenkinder.  

Es ist für die allermeisten Menschen schwierig und traurig, mit Themen wie „Stille Geburt“, „Sternenkindern“ und dem Tod der Kinder kurz nach der Geburt umzugehen. Egal, ob sie einen direkt persönlich betreffen oder man Mütter, Väter oder eine Familie mit Sternenkind im Umfeld hat. 

In diesem Artikel wollen wir auf unserer Seite eine Erklärung liefern, was Sternenkinder überhaupt sind. Wir nutzen unsere Trauer-Webseite, um betroffene Eltern mit Tipps zur Trauerverarbeitung zu unterstützen. Aber wir versuchen in diesem Artikel den Menschen auch zu erklären, wie sie mit dem Thema am besten umgehen. 

Was sind Sternenkinder?  

Sternenkinder sind Kinder, die unmittelbar vor der Entbindung, während oder kurz nach der Geburt sterben. Der offizielle Begriff ist Totgeburt oder Fehlgeburt. Allerdings spiegeln diese offiziellen Bezeichnungen nicht die tiefe Verbindung wider, die zwischen den Eltern und dem nun verstorbenen Kind bereits herrschte.   

Die betroffene Mutter trug ihren Nachwuchs in der Schwangerschaft viele Monate lang im Bauch. Sie spürte die Bewegungen und jeden Schluckauf. Die Eltern warteten sehnsüchtig auf ihr Kind. Sie sind nach dem Schicksalsschlag tief erschüttert.   

Liebevoller Begriff für die toten Kinder 

Wesentlich liebevoller als die Begriffe Totgeburt oder Fehlgeburt sind die Bezeichnungen Sternenkind, Schmetterlingskind oder Engelskind. Vermutlich basieren sie auf dem religiösen Glauben an ein Leben nach dem Tod im Himmel. Vielen Eltern ist es in ihrer Trauer ein tröstlicher Gedanke, dass sich das Kind gut behütet bei den Engeln befindet.   

Die Begriffsbildung der Sternenkinder mag auch mit dem früheren Personenstandsgesetz zu tun haben. Damals konnten verstorbene Kinder unter 500 Gramm weder registriert noch beerdigt werden. Sie waren und blieben anonym. Diese Anonymität verursachte häufig große Traurigkeit bei den Eltern. Der Begriff Sternenkinder gab den tot geborenen Babys zumindest eine menschlichere Bezeichnung.  

Die Sternenkinder im Personenstandsgesetz heute  

Glücklicherweise können sich Gesetze ändern. Das ist dem Engagement verschiedener Personen und Familien zu verdanken, deren beharrlicher Einsatz eine Neuregelung erwirkt hat. 

Am 15. Mai 2013 trat der neue § 31 der Personenstandsverordnung (PStV) in Kraft. Er lautet wie folgt:  

 § 31 Lebendgeburt, Totgeburt, Fehlgeburt  

(1) Eine Lebendgeburt liegt vor, wenn bei einem Kind nach der Scheidung vom Mutterleib entweder das Herz geschlagen oder die Nabelschnur pulsiert oder die natürliche Lungenatmung eingesetzt hat.  

(2) Hat sich keines der in Absatz 1 genannten Merkmale des Lebens gezeigt, gilt die Leibesfrucht als ein tot geborenes Kind im Sinne des § 21 Absatz 2 des Gesetzes, wenn  

1. das Gewicht des Kindes mindestens 500 Gramm beträgt oder  

2. das Gewicht des Kindes unter 500 Gramm beträgt, aber die 24. Schwangerschaftswoche erreicht wurde, im Übrigen als Fehlgeburt. Eine Fehlgeburt wird nicht im Personenstandsregister beurkundet. Sie kann von einer Person, der bei Lebendgeburt die Personensorge zugestanden hätte, dem Standesamt, in dessen Zuständigkeitsbereich die Fehlgeburt erfolgte, angezeigt werden. In diesem Fall erteilt das Standesamt dem Anzeigenden auf Wunsch eine Bescheinigung mit einem Formular nach dem Muster der Anlage 11.  

(3) Eine Fehlgeburt ist abweichend von Absatz 2 Satz 2 als ein tot geborenes Kind zu beurkunden, wenn sie Teil einer Mehrlingsgeburt ist, bei der mindestens ein Kind nach Absatz 1 oder 2 zu beurkunden ist; § 21 Absatz 2 des Gesetzes gilt entsprechend.  

Das bedeutet, dass seit Mai 2013 auch die Geburt der Sternenkinder mit weniger als 500 Gramm Körpergewicht beim zuständigen Standesamt registriert werden kann. Dazu muss allerdings die 24. Schwangerschaftswoche erreicht worden sein. Die Information können Sie auf der Seite der Bundesregierung nachlesen

Registrierung von einem Sternenkind unter 500 Gramm 

Schmetterlingskinder unter 500 Gramm Körpergewicht können, aber müssen nicht registriert werden. Es liegt an den Eltern, ob sie den Wunsch danach haben. Wenn ja, dann führt der Weg zum zuständigen Standesamt.   

Dokumente für die Registrierung der Sternenkinder 

Dort müssen die Ausweisdokumente der Eltern vorgelegt werden. Außerdem braucht der Beamte einen Nachweis über die Schwangerschaft und Fehlgeburt. Oft wird etwa der Mutterpass verwendet. Als Vater wird der Ehemann der Mutter eingetragen. Bei ledigen Eltern wird nur dann ein Vater vermerkt, wenn sich ein Mann schriftlich damit einverstanden erklärt.   

Angaben in den Registern 

In der Bescheinigung zur Anzeige von Sternenkindern können folgende Daten aufgenommen werden:  

  • Vor- und Nachname  
  • Geschlecht  
  • Geburtsdatum 
  • Geburtsort  
  • Mutter und Vater sowie ggf. deren Geburtsnamen  

War das Geschlecht zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht bekannt, ist es möglich, diese Angabe freizulassen. Das Sternenkind kann dennoch einen Namen bekommen.  

Rückwirkende Registrierung möglich 

Übrigens ist es auch erlaubt, die Sternenkinder rückwirkend zu registrieren. Selbst wenn sich der Trauerfall bereits vor dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes im Mai 2013 ereignete, können die Eltern das Baby noch eintragen lassen. Die Verwaltungsgebühr beträgt dafür normalerweise 10 Euro.   

Das Sternenkind wird auf Wunsch der Eltern dann in das Geburts- sowie Sterberegister eingetragen. Für viele Mamas und Papas spendet die Tatsache, dass ihr Kind offiziell vermerkt ist, in der Trauer einen enormen Trost. Selbst wenn das Leben ihrer Kinder nur ganz kurz war, so wird es dennoch nie vergessen. 

Wie viele Schmetterlingskinder gibt es in Deutschland?  

Die genaue Anzahl der Sternenkinder in Deutschland liegt im Dunkeln. Der Grund dafür ist, dass nur Fehlgeburten ab der 24. Schwangerschaftswoche und mit einem Mindestgewicht von 500 Gramm registriert werden müssen. Bei den Schmetterlingskindern unter 500 Gramm Körpergewicht wird nicht jedes Baby erfasst.  

Auch wenn sich die Gesetzeslage geändert hat, so lassen dennoch nicht alle Eltern ihr Kind beim Standesamt eintragen. Der Verlust des Kindes ist für manche zu schmerzhaft. Sie bringen den Weg zu den Behörden nicht auf sich nehmen.  

Andere Familien brauchen die Erinnerung der Gesellschaft an ihr Kind nicht, um den Sterbefall zu verarbeiten. Der Umgang der Menschen mit ihren Sternenkindern ist unterschiedlich. Deshalb sind die offiziellen Zahlen zum Thema Sternenkind nicht wirklich aussagekräftig. 

Offizielle Anzahl an Sternenkindern in Deutschland 

Die offiziellen Zahlen der Totgeburten mit einem Mindestgewicht von 500 Gramm lagen bei:  

  • 2016: 2914  
  • 2017: 3003  
  • 2018: 3030  
  • 2019: 3181  
  • 2020: 3162  
  • 2021: 3420 

Im Vergleich dazu betrug die Anzahl der Lebendgeburten:  

  • 2016: 792.141  
  • 2017: 784.901  
  • 2018: 787.523  
  • 2019: 778.090  
  • 2020: 773.144  
  • 2021: 795 492 

Während die Zahl der Lebendgeburten in den letzten Jahren abgenommen hat, stieg Anzahl der Kinder, die kurz nach der Geburt sterben, zu. Interessant ist der enorme Geburtenanstieg im Jahr 2021. Dieser fällt aus dem Rahmen und könnte der Corona-Pandemie geschuldet sein.  

Beerdigung Sternenkind: ab wann und wie?  

Sternenkinder ab einem Geburtsgewicht von 500 Gramm müssen in Deutschland beigesetzt werden. Es besteht eine sogenannte Bestattungspflicht. Im Normalfall kümmern sich die Geburtskliniken darum. Die sterblichen Überreste werden von einem Bestatter verbrannt und die Urne in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. Die betroffene Familie muss dafür nichts bezahlen.  

Freiwillige Beisetzung der Kinder 

Möglichkeiten, Preise, Dauer der Grab-Nutzung und Arten der Bestattung teilt Ihnen der ausgewählte Bestatter gerne mit. Die Kosten für diese Bestattung übernehmen dann die Eltern, weil sie auf eigenen Wunsch und nach eigenen Vorstellungen erfolgt. 

Allerdings dürfen die Eltern auch eine eigene Beisetzung für ihre Sternenkinder organisieren, und zwar egal, ob der Nachwuchs über oder unter 500 Gramm wog. Das Baby kann zum Beispiel in einem eigenen Familiengrab oder in einer Urne bestattet werden.  

Trauer um das eigene Kind: besondere Gräber 

Steinmetze entwerfen spezielle Kindergrabsteine für die Bestattung der kleinen Sterne. Diese sind meist kleiner, filigraner und mit niedlichen Motiven versehen. Einige Steinmetze ermöglichen den Eltern auch, das Design des Grabsteins mitzubestimmen und das Modell sogar gemeinsam zu bearbeiten. Für die Mutter und den Vater kann es tröstlich sein und bei der Verarbeitung der Trauer helfen, mit anzupacken. Mit dem selbst kreierten Grabstein beweisen sie der Welt ihre Gefühle für das kleine Wesen.  

In einigen Bestattungswäldern wird die Beisetzung von Sternenkindern kostenlos oder zu einer geringen Gebühr angeboten. Dort stehen dann bestimmte Bäume, die für Sternenkinder vorbehalten sind. Ein Vorteil ist, dass sich dort Hinterbliebene mit einem ähnlichen Schicksal treffen und austauschen können. Das mag eine große Hilfe in der Trauerbewältigung sein.   

Sprüche für Sternenkinder  

Sowohl für den Grabstein als auch die Kondolenzkarten suchen Eltern, Freunde und Angehörige häufig Sprüche für die Schmetterlingskinder. Es fällt schwer, die richtigen Worte bei so einem schlimmen Trauerfall zu finden. Leere Floskeln sind auf jeden Fall fehl am Platz. Dagegen rührt ein schöner und passender Spruch die Herzen.  

Hier ist eine kleine Auswahl mit beliebten Versen:  

  • “Einen Moment nur in unserem Leben, aber für immer in unseren Herzen.” Verfasser unbekannt.  
  • „40 Wochen hast du uns verzaubert. Aber nur für ein paar Minuten hast du das Licht der Welt erblicken dürfen. Ab jetzt bist du für immer unser leuchtender Stern.“ Julia Starkey 
  • „Wenn ihr mich sucht, so sucht mich in Euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich für immer bei Euch.“ Antoine de Saint-Exupéry  
  • “Wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchten die Sterne der Erinnerung.” Verfasser unbekannt  
  • “Es gibt keine Spuren, die zu klein sind, um einen Eindruck auf dieser Erde zu hinterlassen.” Verfasser unbekannt  
  • „Voller Vorfreude wurdest Du erwartet, in voller Zuversicht haben alle gelebt, voller Glücksgefühl wurdest Du empfangen und alles an Liebe wurde Dir mitgegeben, als Du Dich wieder aufgemacht hast … auf Deinen neuen, sternenreichen Weg.“ Christin Lickert  
  • “Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.” Albert Schweitzer  

Wie ist der beste Umgang mit den Eltern von Sternenkindern um?  

Oftmals fühlen sich die Eltern der Sternenkinder nicht ernst genommen. Das Umfeld kann ihre tiefe Trauer so kurz nach der Geburt nicht richtig nachvollziehen. Dabei fühlen sich die Eltern bereits seit vielen Monaten mit ihrem Kind verbunden. Der Verlust direkt nach der Schwangerschaft schmerzt sehr, denn die Welt bricht nach Fehlgeburten oftmals komplett zusammen. 

Angehörige und Freunde hören am besten einfach nur zu. Sie dürfen die Trauernden selbstverständlich auch in den Arm nehmen. Es ist wichtig, sich nicht zurückzuziehen, sondern da zu sein. Natürlich will man den Trauernden nicht zu viel werden. Damit das nicht passiert, fragen Sie nach, ob Kontakt oder Hilfe aktuell gewünscht sind.   

Auch echtes Interesse an dem Verlust ist normalerweise immer willkommen. Fragen Sie zum Beispiel nach den Namen der verstorbenen Kinder. Vielleicht können Sie auch anbieten, ein kleines Abschiedsritual gemeinsam mit den Eltern zu gestalten. Fingerspitzengefühl ist allerdings wichtig, denn jeder Mensch trauert unterschiedlich.  

Manche Menschen brauchen nach Fehlgeburten erst einmal Rückzug und wollen sich vor der Welt verschließen. Völlig fehl am Platz sind leere Floskeln oder ein Stillschweigen der Fehlgeburten. Alles ist besser als eine herzlose Reaktion. 

Falls es Ihnen schwerfällt, über das Kind, dessen Geburt und die vorangegangene Schwangerschaft zu sprechen, dann sagen Sie das ruhig. Besser Sie sprechen aus dem Herzen heraus, als dass Sie den Eltern gegenüber schweigen oder sich aus falscher Scham zurückziehen. 

Totes Kind bei der Geburt: Welche Gedenkseiten gibt es für Sternenkinder?  

Den Eltern der Sternenkinder ist es oft wichtig, dass ihre Babys nicht vergessen werden. Deshalb wünschen sie sich die Registrierung durch das Standesamt. Aber vielen ist es auch eine Hilfe, ihren Kindern eine eigene Gedenkseite im Internet zu widmen. Folgende Seiten sind unter anderem empfehlenswert:  

Wann ist der Tag der Sternenkinder?  

Jedes Jahr am 15. Oktober erinnern wir uns als Menschen-Familie an die viel zu früh gegangenen Babys. Dazu entzünden wir, um Punkt 19 Uhr, Kerzen und gedenken der Kinder.  

Wer näht für Sternenkinder?  

Eltern, die ihr Sternenkind beisetzen müssen, wollen die Babys warm und kuschelig kleiden. Es gibt spezielle Näherinnen, die zauberhafte Angebote für Totgeborene und Frühchen im Sortiment führen:   

Wer fotografiert verstorbene Kinder?  

Wer sein Baby innerhalb von wenigen Stunden verliert und beerdigen muss, der möchte gerne jede Sekunde in Erinnerung behalten. Es gibt mittlerweile einfühlsame Fotografen, die Sternenkinder würdevoll ablichten.   

Die erfahrenen Fotografen lichten das Kind respektvoll und behutsam ab. Die Eltern stellen die Bilder dann zu Hause auf. Denken Sie daran, dass vielleicht auch die Großeltern ein Bild des verstorbenen Enkelkindes haben möchten.  

Denn nicht nur die Eltern, sondern auch andere Mitglieder der Familie sind möglicherweise in Trauer. Auch bei der Bestattung und später am Grab dürfen Sie mit den schönen Bildern ihrem Kind einen Gedenkmoment einrichten. 

Trauerhilfe bei Sternenkindern  

Manche Eltern erschüttert der Tod ihres Babys zutiefst. Eine gewisse Zeit der Trauer ist völlig normal und sogar wichtig. Wenn die Mütter oder Väter allerdings das Gefühl haben, nicht allein mit ihrer Trauer zurechtzukommen, dann sollten sie sich professionelle Hilfe holen. 

Es kann sich beispielsweise um psychologische Unterstützung in Form von Gesprächstherapien handeln. Manches Mal reicht es bereits, sich im Rahmen einer Selbsthilfegruppe mit anderen auszutauschen. Es hilft, wenn man die eigene Geschichte und Erfahrung mit Menschen teilen kann. In manchen Familien sehen sich die Eltern der Sternenkinder gemeinsam nach Unterstützung um. In anderen erkundigen sich die Mütter und Väter getrennt nach Trauerhilfen. 

Bei der Suche nach einem passenden Therapieangebot können Sie das Internet bemühen. Geben Sie einfach in Google „Selbsthilfegruppe Sternenkinder + Wohnort“ ein, dann erscheinen zahlreiche Suchergebnisse mit Kontaktadressen. 

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