Trauerhilfe: Unterstützung bei der Trauerbewältigung

Trauerhilfe

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Der Tod eines geliebten Menschen ist mit Verlusterfahrung und Trauer verbunden. Beziehungsstrukturen ändern sich, Partnerschaften und Familien geraten aus dem Gleichgewicht. Trauer mag sich primär kurz nach einem Todesfall wie eine Krankheit anfühlen. Diese Reaktion ist aber enorm wichtig, um einen Verlust verarbeiten zu können. Niemand muss den Prozess der Trauerbewältigung jedoch allein durchstehen. In diesem Beitrag geben wir dem Thema der Trauerhilfe Raum. Wir liefern alle notwendigen Informationen, um sich im Geflecht der Angebote zurechtzufinden.  

Was ist Trauer? 

Trauer Mann

Themen wie Tod, Sterben und Trauer sind in der heutigen Gesellschaft nicht wirklich präsent. Der Gedanke an die eigene Endlichkeit wird weit weggeschoben. Deshalb trifft einen oftmals auch der Tod eines geliebten Menschen unvorbereitet und mit voller Wucht. 

Trauer verursacht bei den meisten Menschen große seelische Schmerzen und ruft neben den psychischen auch körperliche Reaktionen hervor. Trauernde Menschen fühlen Verzweiflung, Hilflosigkeit, Einsamkeit. Aber auch Angst, Zorn und Wut ist häufig vorhanden. Vorübergehend verlieren Menschen nach einem tragischen Verlust oft selbst die Lebensfreude, das Gefühl für den Sinn des Lebens und des eigenen Tuns. 

Tränen sind ein Teil des Prozesses des Trauerns. Häufig wird auch die körperliche Stabilität des Trauernden angegriffen, was sich in Müdigkeit, Kopfschmerzen, Bauch-/Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Lärmempfindlichkeit etc. äußert. Manchmal brechen aufgrund der Emotionen Krankheiten aus oder bestehende Symptome verschlimmern sich in der Trauer. 

Es kann sein, dass es in der akuten Trauerphase zur Kontaktverweigerung kommt. Der Betroffene möchte niemanden sehen oder hören. Das muss auch in der Trauerhilfe akzeptiert werden.  

Trauerhilfe verstehen: die unterschiedlichen Phasen der Trauer 

Trauernder

Nach einem Trauerfall durchleben die Hinterbliebenen mehrere Phasen der Verlustbewältigung. Wie lange ein Mensch in jeder Phase der Trauer verharrt, ist individuell. Aber jede Einzelne ist wichtig und notwendig für die Trauerbewältigung.  

Der Trauernde sollte so viel Zeit und Raum für seine Trauerarbeit bekommen, wie er benötigt. Unverarbeitete und verdrängte Trauer macht erwiesenermaßen Körper und Seele krank. 

Den Verlust leugnen 

In dieser Phase befinden sich die Hinterbliebenen oftmals in einer Art Schockstarre. Sie wollen den Tod eines geliebten Menschen nicht wahrhaben, halten das Geschehene für eine Art schlechten Traum. Die vielen organisatorischen Dinge im Kontext der Bestattung, dem Bestattungsinstitut und dem Bestatter werden häufig mechanisch, wie in Trance, erledigt. Mann oder Frau funktionieren, weil sie das müssen.  

Die Gefühle überkommen einen 

Gefühlsausbruch Mann

Lange funktioniert es nicht, den Sterbefall zu ignorieren. Es stürmen eine Vielzahl unterschiedliche Gefühle auf die Angehörigen ein. Je nachdem, wie sich der Abschied vom Verstorbenen gestaltet hat, kann sich unter den Schmerz und die Trauer auch Schuld, Angst oder Zorn mischen. 

Kurzfristig wütend zu sein, weil man mit dem Chaos der Gefühle allein gelassen wurde, ist eine wichtige Erfahrung und notwendig, um die nächsten Phasen der Trauerbewältigung zu erreichen. 

Auseinandersetzen mit dem Verstorbenen 

In dieser Phase der Trauer beginnt die bewusste Auseinandersetzung mit dem erlittenen Verlust. Man sucht Orte der Erinnerung auf, schaut sich gemeinsame Fotos an, führt häufig stille Zwiegespräche mit dem Verstorbenen. Mit Verwandten und Bekannten werden oftmals Anekdoten ausgetauscht. Aufgaben, die der Verstorbene bisher erledigt hat, müssen selbst übernommen oder anderweitig organisiert werden. 

Um das Gefühl der Endgültigkeit nach dem Tod eines Menschen annehmen zu können, helfen verschiedene Rituale. Das kann ein Erinnerungsgottesdienst sein, aber auch ein Bild des Verstorbenen und/oder eine Gedenkkerze in der Wohnung. Das Weggeben der Kleidung oder das Umräumen der Zimmer helfen ebenfalls dabei, den Abschied anzunehmen. 

Dass diese Phase mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nimmt, ist üblich. Wenn eine sehr lange gemeinsame Zeit mit dem Verstorbenen hinter einem liegt, können es sogar Jahre sein. Wenn diese Trauerphase überwunden wurde, ist ein wichtiger Schritt in der Trauerbewältigung geschehen und der Trauernde ist bereit, sein eigenes Leben wieder in die Hand zu nehmen. 

Akzeptanz und Neuorientierung 

Man hat den Verlust der geliebten Person akzeptiert und sich damit arrangiert, die Trauer lässt nach. Das ist auch häufig der Zeitpunkt, an dem Veränderungen im eigenen Leben vorgenommen werden, die man sich vorher nicht zugestanden hat. Manche entwickeln eine neue Sicht auf die eigene Existenz. Sie werden sich der Endlichkeit bewusster und beschließen, das Leben intensiver zu nutzen. 

Die Erinnerung an den Verstorbenen bleibt im Herzen, man findet Orte, um dem Geist des Menschen nahe zu sein, wie den Friedhof oder die Natur. Dennoch kehrt die Freude am eigenen Leben zurück, und es werden wieder neue Kontakte und Beziehungen geknüpft. 

Ein Rückfall in eine der vorherigen Phasen ist jedoch auch nach längerer Zeit möglich, insbesondere, wenn wichtige Punkte übergangen oder verdrängt wurden. An Feiertagen wie Weihnachten oder Geburtstagen, Hochzeitstag und sonstigen Jubiläen können die Emotionen wieder richtig stark werden. Manchmal ist es auch nur ein einfaches Lied im Radio, welches einem kurzfristig wieder den Boden unter den Füßen wegzieht. 

Prolongierte Trauer 

Als prolongierte oder komplizierte Trauer wird der Prozess beschrieben, wenn er deutlich über das normale Maß hinausgeht. Dabei kann es sich mitunter um Jahre handeln, in denen nach wie vor starker emotionaler Schmerz, Sehnsucht, Einsamkeit, Leere und sozialer Rückzug an der Tagesordnung steht. 

Häufig kommt es bei besonderen Umständen des Todesfalls zur prolongierten Trauer, etwa ein sehr unerwarteter bzw. gewaltsamer Tod, Suizid, Verlust eines Kindes etc. Auch ungeklärte Konflikte mit dem Verstorbenen können dazu führen, dass die Trauerphase deutlich länger als üblich dauert. 

Die beste Behandlungsmethode bei prolongierter Trauer ist eine zielgerichtete Psychotherapie als Trauerhilfe. Unterstützung und Hilfe bieten auch Selbsthilfegruppen, wo Betroffene Trost und Verständnis finden. 

Trauerfall: Hilfe bei der Trauerbewältigung 

Hilfe bei Trauer

Jeder Mensch schlägt andere Wege bei der Trauerarbeit ein. Richtig oder falsch gibt es nicht. Wichtig ist jedoch zu erkennen, wenn jemand in seiner Trauer feststeckt und es allein nicht mehr schafft, die nächste Phase der Trauerarbeit zu erreichen. Niemand muss mit seiner Trauer im Alltag isoliert bleiben, wenn er das nicht möchte. Dafür gibt es private und professionelle Trauerhilfe.  

Vielen Menschen erleichtern in der Trauer Gespräche mit Angehörigen, Freunden und Bekannten den Schmerz. Manche greifen für die Trauerhilfe auch auf die Unterstützung eines Seelsorgers oder sonstigen Helfers der Kirchengemeinde zurück. Meistens ist der Bestatter bzw. das Bestattungsinstitut der erste Ansprechpartner, der weitere Informationen und Kontaktdaten zur Trauerhilfe anbieten kann. 

Falls Sie gerade akut Hilfe benötigen, dann kontaktieren Sie die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222. Informationen zur Arbeit und der Aufgabe der Telefonseelsorge finden Sie auf dieser Seite: telefonseelsorge.de

Trauerhilfe in Selbsthilfegruppen finden 

Ob es leichter fällt, Trauerhilfe von fremden oder bekannten Personen anzunehmen, muss jeder Mensch für sich entscheiden. Manchmal ist es für die eigenen Bekannten schwer, die richtigen Worte für Trost und Anteilnahme zu finden. Der Austausch von Erfahrungen mit anderen Trauernden in derselben Situation kann dagegen wohltuend sein. 

In vielen Orten gibt es Selbsthilfegruppen oder sonstige Netzwerke zur Trauerbegleitung. Zu den Leistungen des Bestatters gehört es, diesbezügliche Kontaktdaten und Informationen zu vermitteln. Manche Bestattungsunternehmen bieten auch qualifizierte Trauerhilfe als Service an. Hier eine Liste mit Kontakten zu Selbsthilfegruppen: 

Nicht alle Trauernden empfinden persönliche Gespräche als angenehm. Manchen mangelt es an den passenden Gesprächspartnern, andere haben Schwierigkeiten damit, ihre Gefühle in Worte zu fassen. Deshalb wird Trauerhilfe auch online angeboten. In speziellen Online-Beratungen können Gefühle, Gedanken oder Fragen im Chat oder als E-Mail formuliert werden. Geschulte Berater stehen für die Trauerbegleitung per Website zur Verfügung. 

Beispiele für Online-Trauerhilfe: 

Als Angehöriger an sich selbst denken 

Als naher Angehöriger bedeutet ein Todesfall eine Vielzahl von Pflichten und zu erledigenden Aufgaben. Die einen nehmen Sie als Ansprechpartner wahr, andere möchten helfen, wissen aber oft nicht, wie sie ihre Hilfe am besten anbieten sollen. 

Ein offenes Gespräch darüber, welche Unterstützung gerade benötigt wird, ist wichtig und hilfreich. Allerdings müssen Sie weder jedes noch so gut gemeinte Hilfsangebot annehmen noch sich dafür rechtfertigen, was alles wann und wie erledigt wird. 

Manche Trauernde fühlen sich in den ersten Tagen nach einem Todesfall richtiggehend stigmatisiert. Dann wissen Außenstehende oft nicht, wie man mit ihnen umgehen soll und meidet den Kontakt, um nichts Falsches zu sagen. 

Als Freunde seine Trauerhilfe anbieten 

Ein Trauerfall im Bekanntenkreis ist immer ein sensibles Thema. Man weiß oft nicht, was alles von der trauernden Familie gewünscht wird: Nähe, Aufmerksamkeit oder lieber Rückzug und Ruhe? Die Wünsche und Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich, deshalb ist es wichtig, zu kommunizieren und seinen Beistand anzubieten. Offerieren Sie Ihre Hilfe allerdings nur in der Form, die Sie auch wirklich ernst meinen.  

Da Trauernde oft nicht in der Lage sind, Aufforderungen wie „ruf an, wenn Du etwas brauchst“ zu befolgen, ist es besser, „ich rufe morgen an und frage, ob Du etwas benötigst“ zu formulieren. Ebenso sollte trauernden Menschen vermittelt werden, dass man Verständnis hat, falls sie nicht ans Telefon gehen möchten. 

Trauer darf sein 

Einem Trauernden sollte sein Schmerz nicht ausgeredet werden. Platte Sätze wie „das wird schon alles wieder“, „da musst Du jetzt durch“, „Du bist doch sonst immer so stark“ etc. sollten unbedingt vermieden werden. Am wichtigsten ist es, zuzuhören, ohne Tipps zu geben oder von der eigenen Erfahrung zu berichten, außer es wird ausdrücklich gewünscht. 

Von gut gemeinten Ablenkungsmanövern sollte ebenfalls Abstand genommen werden. Es reicht, wenn ein Mensch in Trauer merkt, dass er trotzdem noch als Teil der Gemeinschaft wahrgenommen wird und Platz findet samt seinem Schmerz. 

Trauerhilfe für Kinder 

Trauerhilfe Kinder

Kinder trauern anders als Erwachsene. Verlust- und Trennungsängste kommen jedoch fast in jeder Altersgruppe vor. Kinder verharren meistens länger in der Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens und verhalten sich dann zwischendurch, als gäbe es keinen Trauerfall.  

Lachen, Spielen und Weinen können sich rasch abwechseln, was für Erwachsene oft schwierig nachvollziehbar ist. Auch Wut und Zorn über den Verlust sind bei Kindern oft deutlich intensiver ausgeprägt als bei Erwachsenen. 

Kinder benötigen zur Trauerbewältigung Menschen, die für sie da sind und die ihre Fragen wahrheitsgetreu, aber kindgerecht beantworten können. Ehrlichkeit ist die Grundvoraussetzung bei der Trauerbewältigung mit Kindern. Niemals sollte erzählt werden, dass sich die Oma nur einen langen Urlaub gönnt oder Ähnliches.  

Wie nehmen Kinder den Tod wahr? 

  • Kinder unter 3 Jahren können den Tod nicht begreifen. Sie verstehen ihn einfach als nicht anwesend sein.  
  • Kinder bis 6 Jahre begreifen den Tod schon besser. Sie denken aber in der Regel, dass er vorübergehend ist. Außerdem verstehen sie nicht, dass sie selbst auch sterblich sind. 
  • Kinder zwischen 6 und 9 Jahren fangen an, sich mehr für das Thema Tod zu interessieren, weil sie langsam ihre eigene Sterblichkeit begreifen.  
  • Ab ca. 10 Jahren ist den Kindern klar, was der Tod ist und was er bedeutet.  

Je nachdem, wie alt das trauernde Kind ist, sollte anders mit dem Thema Tod umgegangen werden. Allerdings ist es wichtig, dass die Thematik nie verschwiegen wird.  

Kinder in den Prozess der Trauer einbeziehen 

Gegen das Gefühl der Verunsicherung hilft das Aufrechterhalten der gewohnten Routine im Alltag. Essens- und Schlafenszeiten sollten wie gewohnt praktiziert werden.  

In keiner Altersgruppe sollte das Thema Tod gänzlich tabuisiert werden, denn auch Kleinkinder spüren die Emotionen in ihrer Umgebung. Geschichten und Bilderbücher zum Thema Leben und Sterben können eine gute Hilfestellung darstellen. 

Einige schöne Beispiele sind: 

Kinder sollten die Gelegenheit bekommen, persönliche Gegenstände des Verstorbenen bzw. Erinnerungsstücke in einer „Schatzkiste“ aufzubewahren, welche sie jederzeit hervorholen können.  

Viele Kinder drücken ihre Trauer in einem kreativen Prozess aus, indem sie Bilder malen. Häufig spielen sie ihre Gedanken zum Thema Trauer und Tod auch mit Puppen und Plüschtieren nach. 

Wenn die Betreuung durch eine vertraute Person gesichert ist, sollten Kinder die Möglichkeit haben, bei der Bestattung eines verstorbenen Familienmitgliedes anwesend zu sein, wenn sie das möchten.  

Altersgemäße Gespräche darüber, wie eine Beerdigung abläuft, sind im Vorfeld wichtig. Wenn das Kind möchte, kann es auch aktiv in die Trauerfeier einbezogen werden. Es darf Blumen ablegen, Fürbitten lesen, ein Bild malen oder einen Brief an den Verstorbenen schreiben.  

Wenn die Eltern eines Kindes sterben, ist oftmals professionelle Hilfe gut. Ein Psychologe kann bei der Verarbeitung von Traumata helfen. 

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