Totenwache: Ritual für Verstorbene 

Totenwache

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Eine Totenwache klingt nach einer alten Tradition und das ist sie auch. Allerdings wird sie in letzter Zeit wieder von mehr Menschen in Anspruch genommen. Was genau hinter der Totenwache steckt, wie sie entstand und abläuft, erfahren Sie hier.  

Definition: Was ist eine Totenwache? 

Die Totenwache ist ein altes Ritual für Verstorbene. Die Angehörigen und Freunde versammeln sich am Totenbett oder an der im Sarg aufgebahrten Leiche. Dabei wird oftmals gemeinsamen gebetet. Die Anwesenden dürfen sich aber auch Geschichten erzählen, um an den Verstorbenen zu erinnern. Unter der Totenwache versteht man die letzte Ehrerweisung für einen geliebten Menschen.  

Der Begriff Totenwache wird in der katholischen Kirche auch für ein Totengebet verwendet, das die Gemeinde gemeinsam spricht. Dazu kommen die Angehörigen und andere Gemeinde-Mitglieder vor der Beisetzung im Gotteshaus zusammen. Der Ablauf dieses Gottesdienstes kann relativ frei gestaltet werden.  

Rückblick: die Geschichte des Rituals

Das Ritual der Totenwache geht bis in das Mittelalter zurück. Es war primär in Skandinavien anzutreffen. Die Religion hatte großen Einfluss auf die Entstehung und den Ablauf der Tradition. Denn bis zum beginnenden 20. Jahrhundert wurden Totenwachen im zu Hause des Verstorbenen abgehalten. Die Angehörigen versammelten sich am Totenbett und sprachen dort Gebete. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass unter anderem die Diözese Linz auch heute noch Vorschläge für die Totenwache mit verschiedenen Gebeten und Fürbitten liefert.  

In früheren Zeiten war die Totenwache eine Nachtwache. Nachdem ein geliebter Mensch verstorben war, blieben seine Familie und Freunde die ganze Nacht über am Totenbett oder aufgebahrten Sarg des Verstorbenen. Dabei wurden Kerzen aufgestellt. Teilweise hüllte man den Leichnam in weiße Leinen ein. Die Hinterbliebenen sprachen Gebete, unterhielte sich aber auch über das Leben des Verstorbenen. Manchmal versammelten sich sehr viele Menschen und es wurde eine gesellige Nacht. Früher war man der Meinung, dass die Anwesenden auch böse Geister vertreiben würden.  

Aus den damaligen Totenwachen entwickelte sich der Brauch des Leichenschmauses, bei dem nach der Beisetzung alle Freunde, Verwandten und Bekannten zusammenkommen und dem Verstorbenen gedenken. 

In alten Zeiten trafen sich oft sehr viele Menschen auf kleinstem Raum, um die Totenwache abzuhalten. Dadurch wurde die Luft in den Zimmern rasch stickig. Es war heiß. Auch Krankheiten konnten sich bei der Gelegenheit ausbreiten, das galt vorwiegend in Häusern von ärmeren Menschen, wo die hygienischen Bedingungen nur mangelhaft waren. Deshalb ging man dazu über, die Totenwache in Leichenhallen, anstatt den eigenen vier Wänden abzuhalten.  

Bis heute wird die Totenwache in zahlreichen Gegenden praktiziert. Allerdings sind es hauptsächlich Länder, die christlich geprägt sind, in denen das Trauerritual gepflegt wird. In Island, Irland und den USA werden die meisten Totenwachen abgehalten.  

Ablauf: Was wird bei einer Totenwache gemacht? 

Tatsächlich nimmt heutzutage in Deutschland der Wunsch nach einer Totenwache in den eigenen vier Wänden wieder zu. Allerdings versteht man heute jede Form der Abschiednahme am offenen Sarg als Totenwache.  

Wenn ein Sterbender oder seine Angehörigen den Drang nach einem solchen Trauerritual verspüren, sollten sie direkt nach dem Tod den Bestatter hinzuziehen. Er kümmert sich um die hygienische Versorgung des Verstorbenen und bereitet die Aufbahrung im Haus vor. Obwohl der Bestatter die Leiche sorgfältig zurechtmacht, sollte der Raum, indem die Totenwache stattfindet, nicht geheizt werden. Ansonsten schreitet die Verwesung schneller voran.  

Falls der Mensch in einem Krankenhaus oder Pflegeheim stirbt, sorgt der Bestatter außerdem für die Überführung nach Hause oder in eine Leichenhalle.  

Während der traditionelle Ablauf der Totenwache eine gemeinsame Nachtwache der Angehörigen am Sarg oder Bett des Toten vorsieht, gestaltet sich das moderne Ritual etwas anders. Die Hinterbliebenen versammeln sich meistens tagsüber bei dem Verblichenen. Was dann genau passiert, bleibt jeder Familie selbst überlassen. Oftmals hält einer der nächsten Verwandten eine kleine Rede. Es darf gemeinsam geweint, gesungen, gebetet oder auch gelacht werden. Auch heute noch werden gerne lustige oder rührende Geschichten in Zusammenhang mit dem Toten ausgetauscht.  

Dauer: Wie lange ist eine Totenwache bei einem Verstorbenen? 

Wird unter einer Totenwache das Totengebet in der Kirche verstanden, dann dauert der Gottesdienst nur rund eine Stunde. Die Versammlung am Sarg des Verstorbenen kann dagegen Stunden oder Tage dauern.  

Ort: Wo findet die Totenwache statt? 

Die Abschiednahme am aufgebahrten Sarg kann sowohl zu Hause als in folgenden Einrichtungen stattfinden:  

  • Leichenhalle/Trauerhalle  
  • Bestattungsinstitut 
  • Friedhofskapelle 
  • Krematorium 

Bevor Sie sich für einen Ort entscheiden, sollten Sie klären, wie lange der Tote dort aufgebahrt werden kann. Das ist individuell unterschiedlich. Am besten werden die Details und Vorstellungen mit dem Bestatter besprochen. Er kennt die besten Lösungen und kann bei der Organisation weiterhelfen.  

Zuordnung: In welchen Religionen gibt es Totenwachen? 

Das Trauerritual der Totenwache existiert fast in allen Weltreligionen.  

  • Buddhismus: Der Verstorbene wird für drei bis fünf Tage im Tempel oder zu Hause aufgebahrt. Die Angehörigen verabschieden sich von ihm.  
  • Christentum: Das Totengebet in der Kirche wird als Totenwache bezeichnet.  
  • Hinduismus: Der gesalbte und in Tücher gewickelte Leichnam wird in den Eingangsbereich seines Hauses gelegt. Dort können sich seine Mitmenschen von ihm verabschieden. Nach maximal drei Tagen wird der Tote dann verbrannt.  
  • Islam: Im Islam gibt es keine richtige Totenwache, weil der Verstorbene schnellstmöglich beerdigt werden soll. Allerdings wird der Sterbende eng von seinen Liebsten begleitet und auch von den Angehörigen für die Beisetzung fertig gemacht.    
  • Judentum: Im Judentum wird der Tote nach maximal 24 Stunden beerdigt. Davor wird der Leichnam versorgt und es wird eine kurze Totenwache abgehalten.  

Grund: Warum wird eine Totenwache gehalten? 

Für viele Menschen ist die Totenwache ein erster Schritt, in ihrem Trauerprozess. Die Begegnung mit dem aufgebahrten Verstorbenen macht dessen Ableben für viele erst real und begreifbar. Sie können sich noch einmal mit dem Angehörigen oder Freund verbinden.  

Zusätzlich kann die Begegnung mit den anderen Hinterbliebenen im Schmerz helfen. Gemeinsame Gespräche wecken Erinnerungen, die schön und gleichzeitig schmerzhaft sein können. Dennoch helfen sie bei der Verarbeitung.  

Manchmal haben die nächsten Angehörigen auch das Gefühl, dass sie den Verstorbenen in den ersten Stunden und Tagen nach dem Tod noch nicht allein lassen wollen. Wenn sie aber dann sehen, dass der Körper mit der Zeit vergeht, fällt ihnen das Loslassen leichter.  

Jeder muss selbst entscheiden, ob er eine Totenwache für sich und seine Liebsten wünscht oder nicht. Heutzutage ist sie kein Muss mehr, kann aber auf Wunsch organisiert werden.

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