Verwesung des Körpers: So zersetzt sich der Leichnam nach dem Tod

Verwesung

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Der Tod eines Menschen ist nicht das Ende. Denn was bleibt, ist der Körper. Er durchschreitet in den nächsten Jahren einen Verwesungsprozess, bei dem er schlussendlich zersetzt ist. Wie die Verwesung genau abläuft und welche Herausforderungen damit verbunden sind, erklärt dieser Beitrag.   

Definition: Das ist Verwesung des Körpers 

Unter dem Begriff Verwesung werden verschiedenste Zersetzungsprozesse des Körpers zusammengefasst, die nach dem Tod beginnen. Die Verwesung wird durch Mikroorganismen gestartet. Dazu gehören unter anderem Bakterien und Pilze, die sich auf oder in dem Leichnam befinden. Sie sorgen dafür, dass organische Substanz des Toten abgetragen wird.   

Die freie Enzyklopädie Wikipedia gibt folgende Definition für das Wort Verwesung an: 

„Unter dem Begriff Verwesung wird eine Vielzahl an Prozessen zusammengefasst, die nach dem Tod eines Organismus oder nach dem Absterben von Teilen eines Organismus ablaufen. Die Bezeichnung Verwesung wird in der Regel im Zusammenhang mit tierischen Organismen (Aas, bzw. Leichname beim Menschen) gebraucht. Bei pflanzlichem Material spricht man von Verrottung, bei Lebensmitteln von Verderben. Im medizinischen Kontext gehört der Vorgang der Gewebsfäule zum Symptomenkomplex der Nekrosen.“ 

(aus Wikipedia)

Auf Wikipedia wird bei der Begriffsdefinition auf alle möglichen Arten der Verwesungsprozesse und Zersetzungsprozesse eingegangen. Wir beschränken uns auf unserer Seite und in unserem Artikel nur auf die Bedeutungen der Verwesungsprozesse beim Menschen. Während in der Natur selbstverständlich auch Organismen wie Tiere und Pflanzen von der Verwesung betroffen sind.  

Anhand der Verwesungserscheinungen kann der Arzt im Todesfall bei der Leichenschau den ungefähren Todeszeitpunkt feststellen. Denn die Verwesungsprozesse finden in bestimmten Stadien statt. Befindet sich die Leiche in einem Milieu ohne Sauerstoff, wird die eigentliche Verwesung nicht in Gang gesetzt. Denn die beteiligten Mikroorganismen können nur unter Einfluss von Sauerstoff ihre Arbeit verrichten.   

Zeitpunkt: Dann beginnt die Verwesung  

Der Auftakt der Verwesung wird als Autolyse bezeichnet. Sie beginnt kurz nach dem Eintritt des Todes. Je nach der Beschaffenheit der Umgebung schreiten die Verwesungsprozesse schneller oder langsamer voran.   

  • An der Luft ist die Verwesung doppelt so schnell wie im Wasser  
  • Begrabene Leichen verwesen achtmal langsamer als an der Luft  
  • Wärme begünstigt den Verwesungsprozess, Kälte verlangsamt ihn  

Je nachdem, wo sich der Leichnam befindet, kann die Verwesung sehr lange dauert. In feuchten Böden nimmt die komplette Zersetzung des Körpers teilweise mehrere Jahrzehnte in Anspruch.   

Prozess: So läuft die Verwesung ab  

Bis ein Körper von den Verwesungsprozessen vollständig abgebaut ist, dauert es Jahre. Der Prozess unterteilt sich in drei Schritten:  

  • Autolyse  
  • Fäulnis  
  • Verwesung  

Im alltäglichen Sprachgebrauch werden alle drei Stadien unter dem Sammelbegriff Verwesung zusammengefasst.  

Die Autolyse  

Unsere Enzyme sind zu Lebzeiten dafür verantwortlich, dass unser Stoffwechsel funktioniert. Sie beschleunigen die biochemischen Reaktionen im Organismus. Auch über den Tod hinaus sind sie aktiv und verstoffwechseln alle vorhandenen Kohlenhydrate und Eiweiße, bis keine mehr existieren. Das Fett der Leiche lassen sie dagegen weitgehend unberührt.   

Nach dem Tod besitzt der Körper kein funktionierendes Immunsystem mehr, welches die Zellen schützt. Deshalb können Bakterien und Pilze ungehindert die organische Substanz angreifen. Die körpereigenen Membranen werden durchlässiger. Der pH-Wert des Leichnams sinkt während der Autolyse auf bis zu 6.   

Nach und nach verflüssigen sich Magen, Darm, Herz, Lunge und Weich- sowie Bindegewebe. In der ersten Phase der Verwesung sondert der Leichnam einen auffällig süßlichen Geruch ab. Die Autolyse ist dann vorbei, wenn es keine Substanzen mehr zu verstoffwechseln gibt. In der Regel ist der erste Verwesungsschritt nach wenigen Tagen abgeschlossen. In dieser Verwesungsphase entstehen noch keine größeren sichtbaren Schäden am Körper.   

Die Fäulnis  

Nach Abschluss der Autolyse setzt langsam die Fäulnis ein. Dafür sind insbesondere Mikroorganismen aus dem Magen-Darm-Trakt verantwortlich. Der Prozess startet im Inneren des Körpers, weil dafür kein Sauerstoff anwesend sein darf. Es kommt zur Gasbildung in der Leiche. Anfangs vor allem im Darm und in den Atemwegen. Die Leichengase sind für die grünliche Farbe verantwortlich, die durch die Haut des Toten scheint. Auch das Gefäßnetz ist zu sehen. Zunächst tauchen die Verfärbungen im Bauchraum auf.   

Die Fäulnis bewegt sich über die Blutgefäße durch den Körper. Sie erreicht die Leber, Bauchspeicheldrüse, das Gehirn und die Muskeln, welche nach und nach verstoffwechselt werden. Wo die Mikroorganismen gerade am Werk sind, kann durch die Verfärbung der Haut beobachtet werden. Die Gase blähen alle Weichteile auf und diese füllen sich anschließend mit Flüssigkeit. In der bis zu neun Monate andauernden Fäulnis entwässert der Leichnam und er wird basisch.   

Die Verwesung  

Die eigentliche Verwesung braucht – anders als die Fäulnis – Sauerstoff. Genau wie bei der Autolyse und der Fäulnis sind auch hier Bakterien und Pilze im Spiel. Ein auffälliger Unterschied zwischen Fäulnis und Verwesung ist der Geruch bei der Zersetzung, denn Letztere ist mit der Nase nicht oder nur kaum wahrzunehmen. Das liegt daran, dass beim Verwesen keine Gase entstehen  

Der Leichnam verwest von außen nach innen. Teilweise beginnt der Prozess bereits, wenn die Fäulnis noch im Körperinneren wütet. Bei der Verwesung werden organische Verbindungen aufgespalten. Anschließend zerfallen sie zu Harnstoff, Kohlendioxid, Phosphat und Wasser.   

Spätestens ab dem Zeitpunkt, wo Verwesung und Fäulnis aufeinandertreffen, endet der Fäulnisprozess, weil er nicht mit Sauerstoff vereinbar ist.   

Dauer der Zersetzung: Dann ist der Verwesungsprozess abgeschlossen  

Wie lange es dauert, bis ein Leichnam eines Menschen vollständig zersetzt bzw. skelettiert ist, hängt von der Umgebung ab. Auch bei den Bestattungsarten gibt es Unterschiede. Die Frage nach der Dauer der Zersetzung stellt sich lediglich bei Erdbestattungen in Gräbern, denn bei Feuerbestattungen findet nach der Einäscherung des Menschen keine Verwesung mehr statt.   

Die Zersetzung eines Leichnams im Sarg dauert unterschiedlich lange, je nach der Bodenbeschaffenheit. Je lockerer und saurer der Boden ist, in dem der tote Körper im Grab bestattet wird, desto schneller schreitet die Verstoffwechselung des Leichnams voran. Denn dann kann der Sauerstoff ungehinderter an das Gewebe. Während die Fäulnis nur unter Ausschluss von Sauerstoff stattfindet, ist das Gas für die Verwesung notwendig.  

Friedhöfe haben deshalb unterschiedliche Ruhezeiten, abhängig von ihrer Bodenbeschaffenheit:  

  • 20 Jahre bei sandigem und saurem Erdreich  
  • 25 bis 30 Jahre bei Mischböden  
  • 30 bis 40 Jahre bei sauerstoffarmen Lehmböden   

Übrigens zersetzt sich nicht nur der Leichnam, sondern auch der Sarg. Er ist ebenfalls aus organischem Material gefertigt. Bereits im ersten Jahr brechen gewöhnliche Särge ein. Nach rund 20 Jahren sind sie vollständig aufgelöst.   

Körper und Verwesung: Das Phänomen der Wachsleichen  

Ein Problem, das in Deutschland scheinbar immer mehr zunimmt, ist die Entstehung von Wachsleichen. Nach Ablauf der festgelegten Ruhezeiten werden Gräber freigegeben. Die Friedhofsmitarbeiter finden bei den dafür notwendigen Arbeiten immer wieder mumifizierte Körper.   

Bei den betroffenen Toten verwest der Körper nicht oder nicht vollständig. Das liegt vermutlich daran, dass immer mehr Böden zu wenig Sauerstoff führen. Der Anteil an Lehm, Ton oder Wasser im Erdreich ist zu hoch. Andere Stimmen behaupten, dass auch hohe Antibiotikarückstände im Körper, undurchlässigere Sarg-Arten und Kunstfaserkleidung verantwortlich sein könnten.   

Ohne Sauerstoff startet zwar der Fäulnisprozess im Inneren, nicht aber die Verwesung von außen. In diesen Fällen wird das körpereigene Fett des Toten in sogenannte Leichenlipide umgewandelt. Diese überziehen den Körper wie eine Art Wachsschicht, wodurch noch weniger Sauerstoff an das Gewebe kommt. Die Verstorbenen mumifizieren.  

An der Bodenzusammensetzung können Angehörige und Bestatter nichts verändern. Dennoch gibt es Maßnahmen, die eine Wachsleichenbildung behindern können:  

  • Gräber nicht übermäßig wässern.  
  • Nicht auf den Gräbern stehen, weil sonst das Erdreich verdickt wird.   
  • Totenkleidung aus Naturfaser, denn sie zersetzt sich schneller.  
  • Pflanzen mit tiefen Wurzeln einsetzen. Sie entziehen dem Boden das Wasser.    

Friedhofsverwaltungen, die sich häufig mit dem Phänomen der Wachsleichenbildung auseinandersetzen müssen, verlängern in der Regel die Ruhezeiten.   

Was passiert, wenn ein Toter durch die Leichenlipide bereits mumifiziert wurde? In diesen Fällen wird der Leichnam entweder eingeäschert oder professionell entsorgt. Der Sprecher der Friedhofsverwalter Deutschland, Michael Albrecht, rät allerdings zu einer anderen Methode. Wenn es möglich sei, sollten die Leichen ausgegraben und an der Luft dem Verwesungsprozess freigegeben werden. Allerdings fehlen dafür meistens der Platz und die Zeit.    

Albrecht empfiehlt übrigens auch, dass Leichen in sauerstoffarmen Böden in geringerer Tiefe eingegraben werden sollten. Das würde den Verwesungsvorgang beschleunigen.   

Der Mythos von Würmern in Särgen ist falsch  

Immer wieder wird das Gerücht angeführt, dass Würmer in den Sarg eindringen und dort den Leichnam verspeisen würden. Das passiert nicht. Denn Würmer leben nur in maximal 30 cm Tiefe im Erdreich. Särge befinden sich aber 1,6 bis 2 Meter unter der Erdoberfläche. Somit gibt es keinen Berührungspunkt zwischen Erdbestatteten und den Würmern.   

Dagegen können Insekten und Larven den Leichnam tatsächlich schädigen. Das passiert, wenn dieser nicht bestattet wird. Forensiker können dann am Befall von Fliegen, Maden und anderen Tieren ablesen, wie lange der Mensch bereits verstorben ist.   

FAQ: Die wichtigsten Fragen zur Verwesung  

Wann beginnt der Leichengeruch? 

Der typisch süßliche Leichengeruch setzt bereits wenige Stunden nach dem Ableben ein. Er geht direkt mit dem ersten Schritt der Verwesung einher.   

Ist Leichengas giftig?  

Nein, das Leichengas ist ungiftig. Allerdings kann es Reizungen der Atemwege und Allergien auslösen.   

Wie lange dauert es, bis ein Sarg einbricht?  

Der Sarg bricht nach etwa einem Jahr ein. Bei sehr starken Hölzern kann es laut Bestatter auch länger dauern.  

Wann sind Leichen vollständig verwest?  

Das oberflächliche Gewebe ist innerhalb von zwei Jahren verschwunden. Bis Haare, Nägel und Sehnen zersetzt sind, dauert es rund vier Jahre. Innerhalb von 12 Jahren ist auch das restliche Gewebe abgebaut. Am längsten dauert es, bis die Knochen verwest sind. In der Regel ist nach 20 bis 30 Jahren nichts mehr von einem menschlichen Körper übrig.   

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