Leichenstarre: Rigor Mortis als sicheres Todeszeichen 

Leiche schwebt, Leichenstarre

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Kurz nach dem Tod wird der Körper eines Menschen steif. Dieser Prozess der sogenannten Leichenstarre wird auch als Totenstarre oder Rigor Mortis bezeichnet. Er tritt bei jedem gewöhnlichen Todesfall auf und gibt den Ärzten Aufschluss darüber, wann der Todeszeitpunkt ungefähr eingetreten ist. Wir erklären in diesem Ratgeber in Kürze, wie es zur Leichenstarre kommt und wie lange diese andauert. Vielleicht fragen Sie sich: „Wann setzt die Leichenstarre ein?“ Darauf geben wir eine ausführliche Antwort. Außerdem erhalten Sie einen Überblick, wie mit einem Toten während der Totenstarre umzugehen ist und warum die Leichenstarre als sicheres Todeszeichen gilt. 

Leichenstarre: Was ist das? 

Eine hervorragende Definition zur Totenstarre liefert uns die frei zugängliche Enzyklopädie Wikipedia: 

Als die Totenstarre (med.-lat. rigor mortis ‚Leichenstarre‘) wird die nach dem Tod (post mortem) eintretende Erstarrung der Muskulatur bezeichnet. Sie ist eines der sicheren Todeszeichen und tritt nach der sogenannten „Leichenblässe“ (Pallor mortis) und der „Totenkälte“ (Algor mortis) auf. 

Auch die Totenflecken oder Leichenflecken gelten als sichere Todeszeichen. 

Die Leichenstarre kann bei einem Todesfall auch Informationen über den Eintritt liefern. Der konkrete Zeitpunkt des Todes lässt sich aus der Erstarrung zwar nicht ableiten. Aber es kann unter Umständen an dem Zustand der Muskeln ein ungefährer Zeitraum eingegrenzt werden. 

Wann setzt die Leichenstarre ein? 

Folgende Regeln gelten für die Leichenstarre: 

  • Der sichtbare Eintritt erfolgt 1 bis 2 Stunden nach dem Tod. 
  • Durchschnittlich 24 bis 72 Stunden nach dem Tod löst sich die Erstarrung wieder langsam auf. 
  • Nach 8 Tagen ist die Totenstarre komplett verschwunden. 

Somit setzt die Leichenstarre zu einem Zeitpunkt ein, der sich relativ klar eingrenzen lässt. Die Starre löst sich auch wieder in einem bestimmten Zeitraum. Dadurch kann die Leichenstarre zur Feststellung des Todeszeitpunkts herangezogen werden.  

Die Ursache: Wodurch entsteht die Totenstarre? 

Wenn ein Körper stirbt, werden die Muskeln zunächst ganz schlaff. Mit dem Tod kommen die Stoffwechselfunktionen zum Erliegen. Dadurch wird auch kein Adenosintriphosphat (ATP) mehr produziert. 

ATP ist ein wichtiger Energieträger des Körpers. Es ist unter anderem für einen funktionierenden Stoffwechsel und die Synthese von Molekülen verantwortlich. Aber auch die Muskelkontraktion und -entspannung hängen mit ATP zusammen. Der Stoff ist notwendig, um Aktin und Myosin abzusondern. Die beiden Muskelproteine sind dafür verantwortlich, dass sich die Muskulatur des Körpers entspannen kann. Das fehlende Adenosintriphosphat führt zur Starre der Muskeln. 

An welchen Körperstellen beginnt die Leichenstarre nach dem Tod? 

Interessanterweise existieren zwei Theorien, wo genau die Totenstarre nach dem Tod beginnt.  

Theorie 1: Das Herz ist am Anfang betroffen 

Eine Theorie behauptet, dass als einer der ersten Muskeln das Herz von der Leichenstarre betroffen ist. Aber wann setzt die Leichenstarre hier ein? Rigor Mortis ist im Herzmuskel bereits nach ca. 30 Minuten nachweisbar. Anschließend breitet sich die Starre nach außen hin aus. Nach ca. 1 bis 2 Stunden sind die Zeichen der Leichenstarre außen am Körper erkennbar. 

Die vollständige Leichenstarre ist ca. 6 bis 8 Stunden nach dem Todeszeitpunkt erreicht. 

Der Vorgang hebt sich nach 24 bis 72 Stunden wieder langsam auf. Die Totenstarre löst sich in der Regel nach spätestens 8 Tagen. Allerdings ist der genaue Zeitpunkt von verschiedenen Faktoren abhängig. Unter anderem spielt die Außentemperatur eine Rolle. Liegt der tote Körper in einer warmen Umgebung, dann vergeht die Leichenstarre normalerweise schneller als in einem kühlen Raum oder Gebiet. 

Theorie 2: Leichenstarre von oben nach unten 

Nach der anderen Theorie setzt die Leichenstarre nach Eintritt des Todes im oberen Bereich des Körpers ein. Die sogenannte Nysten-Regel geht davon aus, dass zunächst Gesicht, Hals und Oberkörper eines Menschen von Rigor Mortis betroffen sind. Danach breitet sich die Leichenstarre über den restlichen Körper aus.  

Besonders aktive Muskeln sind zuerst betroffen 

Vor allem an den besonders aktiven Muskelzellen ist das Auftreten rasch zu erkennen. An den Augenlidern und Kaumuskeln ist die Leichenstarre bereits 1 bis 2 Stunden nach dem Atemstillstand und Tod auffällig. Auch die Sprunggelenke sind frühzeitig betroffen. 

Wie löst sich Leichenstarre? 

Nach dem Einsetzen von Rigor Mortis, dauert es mehrere Tage, bis sie sich wieder löst. Wie lange der Prozess in Anspruch nimmt, hängt unter anderem von der Umgebung des toten Menschen ab. 

Ausgelöst wird die Erstarrung der Muskeln durch den Ausfall von Adenosintriphosphat (ATP), wodurch die Muskelproteine Aktin und Myosin nicht mehr produziert werden. Wenn sich der Muskel plötzlich wieder bewegen lässt, dann bedeutet das im Umkehrschluss aber nicht, dass wieder Adenosintriphosphat angekurbelt wird. 

Tatsächlich löst die Zersetzung des abgestorbenen Gewebes die Leichenstarre auf. Durch die Autolyse werden Muskeln nach dem Todesfall abgebaut. Der verstorbene Körper lässt sich dadurch wieder besser bewegen. 

Was bedeutet das „Brechen“ der Leichenstarre? 

Das Brechen der Totenstarre klingt zunächst einmal grausam. Wahrscheinlich denken Sie auch im ersten Moment daran, dass die Knochen des Körpers gebrochen werden. Das ist aber glücklicherweise nicht der Fall. 

Je nach Bestattung und Bestattungsarten ist es notwendig, dass der Bestatter die Gelenke der Leiche durch Dehnung, Beugung und Massage flexibler macht. Dieser Vorgang wird als „Brechen der Leichenstarre“ bezeichnet. 

Abhängig von den Bestattungsarten und auch der Sterbeposition des Körpers kann das Brechen notwendig werden. Bei einer normalen Erdbestattung muss der Leichnam in den Sarg gebettet werden. Aber selbst bei einer Baumbestattung oder Seebestattung ist es notwendig, den Körper in einen Sarg zu legen. Darin wird der Verstorbene verbrannt, bevor die Bestattung der Urne im Wald oder auf dem Meer passiert. 

Welche (rechts-)medizinische Bedeutung trägt die Totenstarre? 

Zunächst einmal wird die Leichenstarre bei der Leichenschau als eines der sicheren Todeszeichen herangezogen.  

Leichenstarre bei der Leichenschau 

Nach jedem Todeseintritt muss ein Arzt hinzugezogen werden. Dieser untersucht den Leichnam. Dabei schaut er sich vor allem nach den besagten sicheren Todeszeichen um. Dazu gehören neben den Totenflecken auch andere Merkmale wie: 

  • Leichenstarre 
  • Verwesungserscheinungen 
  • Abkühlung 
  • Tödliche Verletzungen (abgetrennter Kopf etc.) 

Als sicheres Todeszeichen gelten aber beispielsweise die Totenflecken nur unter Umständen. Manchmal tauchen sie schon bei Menschen auf, wenn diese erst kurz vor dem Sterben sind. Das Wichtigste bei einer Leichenschau ist es aber, den Tod eindeutig zu identifizieren. Deshalb wird nach einer Kombination aus Faktoren Ausschau gehalten. Der zuständige Arzt kontrolliert alles, was darauf hindeuten könnte, dass der Mensch möglicherweise noch lebt. Falls er allerdings den Tod eindeutig feststellt, dann notiert die entsprechenden Daten anschließend im Totenschein. Erst im Anschluss können die notwendigen Schritte für die Bestattung in die Wege geleitet werden.  

Mehr zu den Themen sichere Todeszeichen, Todesfall und Bestattung erfahren Sie auf unserer Website u. a. im Beitrag zur Leichenschau. Auf unserer Seite finden Sie über das Menü/Inhaltsverzeichnis außerdem Artikel zu den Themen Totenschein, Bestattung, Totenflecken und Obduktion

Rigor Mortis in der Rechtsmedizin 

Auch für die Rechtsmedizin ist die Leichenstarre ein wertvolles Indiz. Die Rechtsmediziner führen in der Regel eine Obduktion durch, wenn bei der Leichenschau keine eindeutige Todesursache festgestellt werden konnte. Es darf keine Bestattung passieren, wenn der Tod vorher nicht geklärt ist.  

Mithilfe der Leichenstarre kann der Todeseintritt zumindest ungefähr eingegrenzt werden. Sind die Muskeln bei der Analyse noch starr, dann kann der Tod nicht länger als ein paar Stunden/Tage vorausgegangen sein. Wenn sich Teile des Muskels oder ganze Muskelpartien wieder lockern, wird der Todeseintritt weniger als eine Woche her sein.  

Natürlich ziehen die Rechtsmediziner bei der Lösung eines Todesfalls noch andere Faktoren zur Beratung. Der Grad der Verwesung wird genauso berücksichtigt wie eine mögliche Mumifizierung oder der Befall durch Insekten. Aber die Totenstarre ist definitiv ein wichtiges Element bei der Aufklärung des Todeszeitpunkts. 

Wie lange ist ein toter Mensch noch warm? 

Auch die Körpertemperatur spielt nach dem Sterben noch eine Rolle. Nach dem Eintritt des Todes fällt die Körpertemperatur langsam auf das Niveau der Umgebungstemperatur. Das passiert mit einem Temperaturverlust von durchschnittlich 0,8 °C pro Stunde. Somit kann in den ersten Stunden nach dem Ableben an der Körpertemperatur abgelesen werden, wie lange ein Mensch ungefähr tot ist. 

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