Trauer bei Kindern: Kinder trauern anders 

Trauer bei Kindern

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Viele Kinder werden bereits in jungen Jahren mit dem Tod konfrontiert. Es kann sein, dass die Oma oder der Opa sterben. Vielleicht handelt es sich bei dem ersten Trauerfall aber auch um ein Haustier. Für Erwachsene ist es manchmal schwierig, mit der Trauer bei Kindern umzugehen. Dabei ist es teilweise irritierend, wenn die Kinder anders trauern als wir selbst. Um die Kleinen in der schweren Zeit ideal zu unterstützen, kann dieser Beitrag eine Hilfestellung leisten.  

Sanfte Konfrontation mit dem Tod ist wichtig 

Der Tod gehört zum Leben dazu, wie die Geburt und das Atmen. Viele Erwachsene leiden unter einer Angst vor dem Sterben und dem, was danach kommt. Sie verdrängen die Tatsache der eigenen Sterblichkeit oftmals genauso, wie die Sterblichkeit geliebter Menschen. Angesichts dessen wird auch das Thema Tod bei den eigenen Kindern häufig möglichst schwammig gehalten oder sogar umgangen.  

Doch es ist wichtig, dass der Nachwuchs einen guten Umgang mit dem Tod und der damit verbunden Trauer lernt. Denn wer bereits im Kindesalter ein solides Fundament in Bezug auf die eigene Sterblichkeit schafft, der wird später generell einen besseren Umgang mit dem Tod haben.  

Wenn wir genau hinsehen, dann ist der Tod allgegenwärtig. Die Blätter der Bäume “sterben” im Winter, genauso wie viele andere Pflanzen und Insekten. Es bietet sich an, einen eher unverfänglichen Einstieg in das Thema Tod zu wählen. Gerade kleine Kinder gehen ohnehin unbedarft an das Thema heran.  

Bevor Eltern aber mit den Kids über Tod und Trauer sprechen, sollten sie sich erst einmal selbst damit auseinandersetzen. Denn es ist wichtig, den Kleinen eine gute Erklärung auf all ihre Fragen zu liefern. Aber es kann auch gut sein, dass Fragen auftauchen, auf die Sie selbst keine Antwort haben. Dann seien Sie ehrlich. Sie dürfen Ihrem Kind gegenüber ruhig gestehen, dass Sie manche Dinge nicht wissen.  

Legen Sie sich eine altersgerechte Geschichte zurecht. Ob Sie sich dabei an den christlichen Lehren, der Wiedergeburtsvorstellung oder anderen Theorien orientieren, bleibt Ihnen überlassen. Wichtig ist, dass das Kind eine geeignete Vorstellung davon bekommt, was der Tod bedeutet.  

Die Trauer bei Kindern kommt in Schüben 

Trauriger Junge

Manchmal ist es irritierend, Kinder in ihrer Trauer zu begleiten. Denn sie gehen mit ihren Emotionen anders um als die Erwachsenen. Oftmals kommt die Trauer in Schüben. In einer Minute weinen Sie herzzerreißend wegen des Verlusts, in der nächsten lachen sie wieder schallend und sind fröhlich.  

Nicht nur Trauer und Fröhlichkeit können sich abwechseln. Die Achterbahn der Gefühle beinhaltet bei Kindern noch eine viel größere Bandbreite an Emotionen. Rückzug und Wut sind genauso normal wie Schuldgefühle oder Glückseligkeit.  

Wenn Kinder merken, dass ihre Bezugspersonen sehr unter dem Todesfall leiden, kann es sein, dass sie sich und ihre Gefühle zurückstecken. Manche möchten keine zusätzliche Belastung darstellen und ziehen sich deshalb zurück. Allerdings ist es nicht hilfreich, wenn dabei die Trauer der Kinder unterdrückt wird. Falls eine Trauer nicht richtig verarbeitet wird, kann sich daraus ein langfristiges und behandlungsbedürftiges Problem entwickeln.  

Für die Angehörigen ist es wichtig, sich die Intensität und Dauer der Gefühle und Gefühlsschwankungen der Kids genau anzusehen. Daran ist abzulesen, ob das Kind möglicherweise Schwierigkeiten bei seiner Trauerverarbeitung hat.  

Normale Trauerreaktionen bei Kindern: 

  • Psychisch: Anhänglichkeit, Weinen, Hyperaktivität, Unsicherheit, Zappeln, Wutanfälle, Albträume, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, kein Sättigungsgefühl, Einnässen, Nuckeln 
  • Emotional: hilflos, schockiert, traurig, niedergeschlagen, überwältigt, hoffnungslos, ärgerlich, erleichtert, taub, übersensibel, wütend, schuldig, verlegen, launisch, ängstlich 
  • Kognitiv: leicht ablenkbar, verleugnend, Vermeidungsstrategie, unkonzentriert, verwirrt, beschäftigt sich mit dem Tod, fantasiert, stellt seine Ansichten zum Leben infrage 
  • Sozial: streitbar, rebellisch, oppositionell, sucht die Aufmerksamkeit, isoliert sich 

Es ist völlig normal, dass trauernde Kinder verschiedenste psychische, emotionale, kognitive und soziale Reaktionen zeigen. Diese Reaktionen können unerwartet und schnell wechseln. Allerdings ist Aufmerksamkeit geboten, wenn die Gefühle und Trauerzeichen extrem werden oder länger als 6 Monate andauern. Dann könnte es sein, dass das Kind professionelle Hilfe benötigt.  

Trauer bei Kindern: abhängig vom Alter 

Trauer bei Kindern

Bei Kindern hängt es sehr stark vom Alter ab, wie sie den Tod wahrnehmen (können) und mit ihm umgehen. Das liegt unter anderem daran, dass der Tod ein so komplexes Thema ist. Er kann in verschiedene Unterkategorien eingeteilt werden. Um ihn allumfassend zu begreifen, müssen alle Unterkonzepte durchdrungen werden. Das ist für jüngere Kinder schwierig. Erst ab circa 10 Jahren sind sie dazu in der Lage.   

Bestandteile des Todes sind: 

  • Anwendbarkeit: Alle Lebewesen sterben. Dinge sterben nicht. 
  • Aufhören: Der Körper hört nach dem Tod auf zu funktionieren.  
  • Beständigkeit: Der Tod ist dauerhaft. Ein verstorbenes Lebewesen kehrt nicht mehr zurück.  
  • Unvermeidlichkeit: Jedes Lebewesen muss eines Tages sterben, auch man selbst.  
  • Ursache: Die Ursache des Todes ist, dass der Körper nicht mehr lebensfähig funktioniert.   

Abhängig von ihrem Alter haben Kinder einen unterschiedlichen Umgang mit dem Tod. 

Babys und Kleinkinder 

Sie können den Tod in seiner Absolutheit nicht begreifen. Allerdings sind sie zu Gefühlen wie Trauer fähig. Normalerweise kommt hier eher ein Gefühl des Trennungsschmerzes zum Ausdruck, wenn eine geliebte Person nicht mehr da ist.  

Vorschulkinder zwischen 3 und 6 Jahren 

Ab dem Kindergartenalter verstehen die Kleinen langsam besser, was es bedeutet, wenn ein geliebter Mensch für immer geht. Die Kinder empfinden Trauer. Allerdings wechselt das Gefühl rasant wieder und kann dann auch in Albereien und Lachanfälle umschlagen.  

Kinder zwischen 6 und 9 Jahren 

Ab dem Schuleintritt entwickelt der Nachwuchs langsam ein besseres Verständnis des Todes. Er begreift, dass alles Leben irgendwann einmal sterben muss. Damit einher geht auch die Realisierung der eigenen Sterblichkeit. In dieser Altersstufe ist Kindern klar, dass Tote weder essen noch trinken, dennoch wollen sie vieles mehr über den Verstorbenen wissen. Erwachsene sehen sich mit zahlreichen Fragen konfrontiert. Wichtig ist, dass immer ehrlich darauf eingegangen wird. Sie dürfen auch sagen, wenn sie im Moment zu traurig sind, um über den Verstorbenen oder Tod zu sprechen. Aber kommen Sie wieder auf das Kind zu, wenn Sie in einer besseren Verfassung sind und klären die Fragen.  

Trauer bei Kindern zwischen 10 und 12 Jahren 

Ab dem 10 Lebensjahr können Kinder bewusst trauern. Sie haben ein umfassendes Verständnis von Tod und Abschied. Jetzt ist es besonders wichtig, dass die Kinder in ihrem Trauerprozess begleitet werden.  

Kinder & Tod: Entscheidungen selbst treffen lassen 

Erwachsene wollen die Kinder meistens vor den Themen Tod und Trauer beschützen. Allerdings ist die Konfrontation damit unausweichlich. In der Regel halten Kinder viel mehr aus, als man denkt. Sie sind in der Lage zu fühlen, mit welchen Bereichen Sie sich konfrontieren können und mit welchen nicht.  

Deshalb sollten die Angehörigen die trauernden Kinder einbeziehen. Fragen Sie das trauernde Kind ruhig, ob es etwa mit zur Aufbahrung kommen will. Der Nachwuchs spürt oft instinktiv, ob er eine Situation aushalten kann oder nicht. Natürlich sollte im Vorfeld immer eine Erklärung erfolgen. Das Kind kann nur eine richtige und gute Entscheidung für sich treffen, wenn es genau weiß, worum es geht. Gerade, wenn das Kind gefragt wird, ob es mit zur Aufbahrung kommen möchte, muss es wissen, dass es dabei einen toten Angehörigen sehen wird. Das Gleiche gilt für die Beerdigung oder einen Besuch auf dem Friedhof.  

Will ein Kind nicht bei der Beisetzung dabei sein, dann sollte diese Entscheidung respektiert werden. Wenn es sich dagegen für eine Teilnahme entscheidet, besprechen Sie am besten vorher alle wichtigen Details. Für die Kleinen könnte es sonst komisch sein, dass alle Menschen schwarz tragen und viel geweint wird.  

Kommen Kinder zur Beisetzung, muss klar sein, dass sie auch jederzeit wieder gehen dürfen. Die Angehörigen sollten das Kind bei der Zeremonie ganz genau beobachten. Entsteht der Eindruck, dass das Ereignis für die Kleinen überwältigten ist, sollten sie zusammen mit dem Kind die Bestattung verlassen.  

Umgang mit trauernden Kindern 

Die direkten Bezugspersonen können trauernde Kinder unterstützen, indem sie: 

  • die Todesnachricht persönlich und möglichst sensibel überbringen.  
  • erklären, warum jemand verstorben ist.  
  • sich Zeit nehmen und den Kindern aufmerksam zuhören. 
  • alle Fragen der Kinder altersgemäß beantworten.  
  • mit den Kindern über Sorgen und Ängste sprechen. 
  • alle Gefühle der Kinder zulassen und versuchen, ihnen auf kreative Weise einen Ausdruck zu verleihen.  
  • Verlässlichkeit vermitteln, das gibt Sicherheit. 
  • die Kinder in die Organisation der Beisetzung einbeziehen.  
  • gemeinsame Rituale für den Verstorbenen erschaffen.  
  • die Erinnerungen an den Verstorbenen hochleben lassen.  

Unterstützen Sie das trauernde Kind darin, seine Gefühle auszudrücken. Gerade kleinere Kinder können oft nicht erklären, wie sie sich fühlen. Auch älteren Kids fehlen häufig die Worte. In diesem Zusammenhang können Sie Kunst und Bewegung nutzen, um dem trauernden Kind ein Ventil zu bieten. Malen Sie gemeinsam Bilder, tanzen ausdrucksstarke Tänze oder spielen fantasievolle Spiele, die sich direkt oder indirekt mit dem Todesfall beschäftigen.  

Die Eltern und anderen Angehörigen sind häufig selbst von ihrer Trauer übermannt. Es fällt ihnen schwer, sich angemessen um die Bedürfnisse der Kleinen im Umgang mit dem Todesfall zu kümmern. Für diesen Fall können unter anderem professionelle Hilfe von Psychologen, aber auch Selbsthilfegruppen ein Segen sein.  

Einige Hilfsangebote für trauernde Kinder finden Sie hier: 

Das sind nur ein paar der möglichen Ansprechpartner. Auch die Kirchen vor Ort bieten häufig Unterstützung an. Scheuen Sie sich nicht, für sich und ihre Kinder Hilfe anzunehmen, das kann die angespannte Situation erleichtern.  

Trauer bei Kindern: Hilfreiche Bücher 

Auf dem Markt bekommen Sie mittlerweile zahlreiche Bücher, mit denen Sie Kindern den Tod und die Trauer näherbringen können. Hier ist eine kleine Auswahl an Werken, mit denen Sie die Trauer bei Kindern gut begleiten: 

In der Kinderbuchabteilung gibt es viele Bücher, die einfühlsam und altersgerecht über das Sterben, den Tod und das Vermissen berichten. Gerade, wenn den Angehörigen die richtigen Worte im Umgang mit dem trauernden Kind fehlen, sind Bücher eine ausgezeichnete Alternative. Wichtig ist, dass die gewählten Exemplare zum Alter des Kindes passen.  

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